Hirsch-Trail Hoherodskopf

Der Hirschtrail (Vogelsberg)

Heute stelle ich hier den Ersten von aktuell drei offiziellen Mountainbike-Strecken im Vogelsberg vor.

Den sogenannten “WildsauTrail“ gibt es schon etwas länger und ist bei den meisten Mountainbikern in der Region bekannt. Dazu ist nun der HirschTrail gekommen.

Weil alle guten Dinge drei sind, wird zum Jahresende noch ein dritter, der FuchsTrail offiziell eröffnet werden.

 

Wenn man auf der Bundesstraße vom Hoherodskopf in Richtung Herbstein fährt, findet man auf der rechten Straßenseite einen langgezogenen Parkplatz. Auch an den schönsten Tagen, wo in der Regel viele Wanderer und Ausflügler auf dem Hohen Vogelsberg unterwegs sind, wird man hier keine Parkplatzprobleme bekommen. Der optimale Startpunkt für eine noch optimalere Mountainbikestrecke!

Am Loipenhaus der Ski-Langlaufstrecke Taufstein ist der offizielle Startpunkt des Rundkurses. Eine Runde der gut ausgeschilderten Strecke hat etwa 21km.  Wenn man an diesem Punkt einsteigt, erwartet einen gleich der schönste und genialste Teil der Strecke.

Wenn man die Bundestraße vom Parkplatz zum Loipenhaus überquert, ist das erste Hinweisschild nicht zu übersehen. In Kürze soll noch ein Portal mit umfangreichen Informationen entstehen.

Über 7 km Single-Trail!

Zunächst führt der Trail über die Loipe. Hier muss man noch nicht unbedingt auf die Schilder achten. Die festgefahrene Spur führt einen über die ersten Kilometer. Man kann hier ordentlich Tempo  aufnehmen. Jedoch sollte man die Augen immer offen, und die Hände fest am Lenker behalten.

 

Wie es auf einem Berg so üblich ist, möchte das Wasser auch seinen Weg nach unten finden. Und so ist es unvermeidbar, dass man an kleinen Rinnsalen etwas ausgebremst wird. Auch wenn die Strecke schon lange abgetrocknet sein sollte, kann man hier mit dem Einen oder anderen  Schlammspritzer rechnen.

Nach etwas weniger als 2 km hat man den ersten “schnelleren“ Teil geschafft. Wer sich bis hier gelangweilt haben sollte, kann jetzt mit einer Überraschung rechnen.

 

Nachdem ein kleiner Waldparkplatz überquert ist, geht es  zunächst unscheinbar in einen Rückeweg der Waldarbeiter. Aber nur für wenige Meter, dann biegt nämlich der Trail auch schon wieder ab.

Man sollte aber diese erste Möglichkeit nicht gleich für einen Sprung nutzen.  Der Weg biegt sofort hinter dem Hügel wieder nach links weg. Hier könnte man sich fragen, warum der Trail eigentlich Hirsch- und nicht Hasentrail genannt wurde. Im flotten zick-zack-Kurs wird von den schnelleren Fahrern schon einiges an Geschick und Beherrschung über sein Bike abverlangt.

 

Die Strecke wurde aber so angelegt, dass wirklich jeder auf seine Kosten kommt. Es ist egal ob man mit seinem Hardtail, einem Fully oder gar mit einem Downhiller unterwegs sein wird.

Als Anfänger, als Hobby-Fahrer oder gar als Profi. Man kann es ganz nach seinem “Können“ krachen lassen.

Natürlich kommen auch gerade und schnellere Passagen. Kleine Rampen und auch angelegte kleine Steilrampen lassen einen förmlich um die Ecken fliegen.

Und dann kommt plötzlich ein zum Wald passendes Schild!

 

Man sollte dem Schild nach jedoch nicht mit einem Fuchs, einem Hasen oder gar einem Wildschwein rechnen. Man darf sich aber wie eins fühlen!

Willkommen im Karussell! Eine Schlucht, in Form einer immer breiter werdenden Halfpipe lässt das Herz höher schlagen.

Für Anfänger ein kleiner Absatz mit einer Wurzel. Für Jedermann fahrbar!

 

Etwas weiter oben, ein fast senkrechter Einstieg wo man sofort Tempo gewinnt und die Schlucht mit einem schönen Sprung wieder verlassen kann.

 

Aber das war natürlich noch lange nicht alles. Auch nun hat man wieder verschiedene Möglichkeiten wie man den Weg fortsetzt, oder auch mal wieder dreht und das Karussell von der anderen Seite versucht.

 

Eins ist sicher, das Karussell ist noch lange nicht fertig gebaut und es wird in naher Zukunft immer wieder eine neue Herausforderung zu finden sein.

Wer seinen Weg einfach fortsetzen möchte, hält sich am besten auf dem rechten Pfad.

In der nächsten kleineren Schlucht kann man sich eine Brise Schwung mitnehmen. Aber Vorsicht! Wer nicht geübt ist, sollte die Konzentration nicht verlieren!

 

Geht man zu schnell in die nächste Kurve, muss man die Rampe unweigerlich mitnehmen. Viel Platz für eine saubere Landung bleibt nicht, man muss wieder, flink wie ein Hase, den nächsten Haken schlagen.

Wieder hat man zwei Möglichkeiten! Oberhalb an dem Baum vorbei oder etwas vereinfacht aber flotter unterhalb. Nun hat man auch schon den ersten Teil mit viel Flow, den Drops und kleinen Sprungrampen geschafft.

Nun heißt es wieder Augen auf! Aber nicht wegen der Strecke, sondern wegen der anstehenden Überquerung der Bundesstraße. Leider war es bei der Streckenplanung absolut nicht möglich auf einer Straßenseite zu bleiben.

 

Von der Straße aus muss man ein eine kleine Rampe runter. Auch wenn es wie hier auf dem Bild etwas schlammiger ist, kann man den Höhenunterschied bedenkenlos überwinden.

Nun liegt es an einem selbst, ob man die “Forstautobahn“ zum Verschnaufen nutzt, oder ob man einfach mal kräftig in die Pedalen tritt und rasant über die Schotterpiste fliegt. Man sollte jedoch nie vergessen, dass diese Wege auch von Wanderern und andere Waldbesucher benutzt werden. Rücksicht und ein freundliches miteinander auskommen ist einfach die höchste Priorität. Und an dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, dass euer Müll einfach nicht in den Wald gehört. Die Rückentasche findet immer ein Plätzchen für das Papier von dem letzten Riegel oder dem Gelpäckchen. Und der eine oder andere Mülleimer ist selbst hier im Wald zu finden.

 

Wer denkt, er habe mit der Forstautobahn den Singletrail-Anteil hinter sich gelassen, der täuscht sich.

Nach langen Regenperioden ist das aber auch der nasseste Teil der Strecke. Wer sich bei den Loipen gefreut hat, dass er keinen Spritzer der braunen Plörre mit den Namen “Schlamm“ abbekommen hat, hatte sich evtl. zu früh gefreut.

 

Zunächst geht es auf einem trockenen Stück über einige Wurzeln zurück ins Unterholz. Zwischen jungen Buchen führt der Hirschtrail wieder flink von einer Kurve in die Nächste. Teils aufgeschüttete Steilkurven und Rampen erhöhen hier nicht nur das Tempo, sondern auch den Spaßfaktor ungemein!

 

 

Zusätzliche Warnschilder sind im Moment zur eigentlichen Streckenführung nicht erlaubt. Das gestaltet ein Hinweis auf besondere Gefahrenstellen eher schwierig. Deshalb sollte man, wie auf dem nächsten Bild, auch mal mit Baumaßnahmen rechnen. Denn, ein bestehender Trail soll ja auch nicht langweilig werden. Neue Ideen und weitere Gimmicks sind natürlich immer willkommen! Sie werden auch so weit wie möglich und unter Anleitung von Klaus Marbe (alias Kokopelli) von den Baumeistern der Strecke auch umgesetzt.

Nun folgt ein schneller Teil mit drei Sprungschanzen. Wer sich noch nicht an weite Sprünge traut, kann auf einen “Chickenway“ ausweichen. Wer sich jedoch die drei immer höher werdenden Schanzen stellen mag, der kann jetzt seinen kleinen Flugschein machen. Zwischen den Sprungschanzen befindet sich genug Platz, damit man sich zwischen Landung Absprung wieder genügend einstellen kann.

 

Wer mit oder ohne Flugschein seine Tour fortsetzt, könnte sich jetzt zu höhere Geschwindigkeit verleiten lassen. Ein zunächst breiter Weg verleitet kräftig in die Pedalen zu treten.

Jedoch sollte man auch hier nicht eine Sekunde die Strecke aus den Augen verlieren. Plötzlich taucht auch mal eine dicke Wurzel oder ein Basaltstein, der aus der Erde ragt, auf.

 

Ein gutes Fully mag den Schlag dann vielleicht noch wegbügeln, aber die Hardtailer würden sich beim Hinsetzen wohl für mehrere Tage an den Hirschtrail erinnern.

Ein folgender natürliche Absatz verleiht noch einmal Flügel. Wer es drauf anlegt kann mit seinem Bike nochmal abheben. Jedoch sollte man sich weit rechts halten, damit man in Richtung der “Brücke“ landet

Immer wenn ich an dieser Stelle vorbei komme, frag ich mich, wie ich bei der ersten Fahrt überhaupt durch den Graben, und an dem folgenden Felsen (auf dem Bild leider nicht zu erkennen) vorbei kam.

 

Mit Erreichen des nächsten Waldweges hat man den größten Trail-Anteil hinter sich. Nun geht es zunächst sanft hügelig über einen Forstweg. Meist begegnen einen Wandersleute. Der größte Teil hat auch ein Lächeln und ein freundliches „Hallo“ auf den Lippen. Ein gutes Zeichen, das wir Mountainbiker mittlerweile im Vogelsberg “integriert“ und akzeptiert sind.

 

Nach wenigen, eher faden Kilometern, wird die Strecke nochmal interessant. Wenn es kurz zuvor noch geregnet hat, kann man hier seine Kraft und sein Geschick unter Beweis stellen. Zunächst wirkt der schmale Wanderweg. der Richtung Nonnenstein, Spitzer Stein und der Teufelskanzel führt, eher harmlos.

 

Umso höher man jedoch kommt, umso mehr faustgroße Basaltsteine liegen fast aneinandergereiht auf dem Weg. Einen festen Tritt um die Höhenmeter zu überwinden ist auf nassem Untergrund nahezu unmöglich.

 

Dann wechselt wieder der Untergrund. Wieder eine der Stellen wo sich lange das Wasser hält. Wehe die Kraft reicht hier nicht aus und man muss absteigen! Dann bleibt einem wohl oder übel nur noch ein knöcheltiefes Schlammloch.

 

Nun ist man auch schon fast am Spitzen-Stein angekommen.  Bei herbstlich trüben Wetter können die mit Moos bewachsenen und in Halbkreis angeordneten natürlichen Felsen fast gespenstisch wirken.

 

Nach einer kurzen Abfahrt führt einen die hervorragende Beschilderung wieder über Forstwege. Der erste spürbare Anstieg lässt vermuten, dass man sich bereits auf dem Rückweg befindet.

 

Das soll jedoch noch nicht so sein. Nach einer kurzen kilometerweiten Aussicht fällt das Gelände noch mal steil ab. Man kann es auf der Schotterpiste wieder “knacken“ lassen. An der Grillhütte von Hochwaldhausen kann man davon ausgehen, dass man den tiefsten Punkt des Rundkurses erreicht hat. Von nun an wird die Strecke anziehen und zurück zum Ausgangspunkt führen.

Manche finden diese Etappe, die fast ausschließlich nur noch über Forstwege führt eher öde. Hier aber hat man die Möglichkeit das Augenmerk nicht nur auf die Strecke  zu legen. Wer die Gelegenheit nutzt, wird mit Sicherheit viele interessante Dinge links und rechts der Waldwege finden. Sogar die Romantiker finden sicher ein schönes Plätzchen, um eine kurze Rast einzulegen

 

Kurz darauf kommt man zurück in die Zivilisation. Am Klinikum Hochwaldhausen gibt es eine weitere Einstiegsmöglichkeit in den Hirschtrail. Wer lieber erst die Höhenmeter schrubbt bevor er in das Vergnügen springt, sollte diesen Parkplatz als Startpunkt nutzen.

 

Wie man aus dem Wald raus kommt, so verschwindet man auch wieder über den asphaltierten Weg “Zum Steinchen“ aus Hochwaldshausen raus. Nun muss man ein zweites Mal eine Hauptstraße überqueren. Hier kommen jedoch nur ganz selten mal einzelne Fahrzeuge vorbei. Zumindest war es bei mir bis jetzt immer so.

 

Nun treffen zwei der drei Trails aufeinander und teilen sich einige Kilometer der Wegführung.

 

Vielleicht war das ja der Grund der Namensgebung? Wenn der Hirschtrail der Hasentrail geworden wäre…

Auf den Hasentrail stößt der Fuchstrail… und die Jagt beginnt….

Ab nun an steigt der Forstweg fast durchgehend an. Mal steiler und mal weniger steil hat man nun fast durchgehend Druck auf den Pedalen.

 

Wenn man zu den knirschenden Stollenreifen auch mal in die Natur hört. Kann man in den hohen Buchen den Specht hören. Laut klopft er mit seinen Schnabel gegen die harten Buchenstämme. Manchmal stören sich ein paar Elstern und schrecken laut zeternd auf. Oder ein Bussard landet gigantisch mit seinen breiten Schwingen in den starken Ästen.

Nach einigen Höhenmetern kommt man am alten Schweden vorbei. Ein dicker Felsblock der aus welchen Gründen auch immer aus Schweden angekarrt wurde.

 

Aber vielleicht bietet sich der Platz ja für eine kleine Pause an um das heraus zu finden.

 

Nach einigen Kilometern auf den eher unspektakulären Forstwegen, bieten die letzten 2 Kilometer noch eine kleine Abwechslung.

 

Der Hirschtrail wechselt ein letztes Mal den Untergrund. Er führt weiter über eine mit Gras bewachsene Loipe. Tiefes Profil von Traktorreifen saugt noch mal an der Beinmuskulatur.

Aber dann ist es auch schnell geschafft. Man kommt nach etwa 21km am Ausgangspunkt, dem Parkplatz, wieder raus.

 

Man muss noch nicht mal am Auto angekommen sein, schon überlegt man ob man sich den Spaß noch ein zweites Mal gönnt.

Aus meiner Sicht ist der Hirschtrail bereits im ersten Jahr ein voller Erfolg. So langsam spricht es sich in der Mountainbike-Scene rum, dass es auf dem Hoherodskopf ein neuen und “Offiziellen“ Trail gibt. Immer mehr Biker sind an den Wochenenden auf ihren grobstolligen Reifen unterwegs. Vor allem, der größte Teil kommt mit einem breiten Grinsen wieder am Parkplatz an.

Ich persönlich parke lieber an der Taufsteinhütte. Von dort fahre ich entweder durch den Wald in Richtung Bismarckturm und halte mich dann wieder in Richtung Bundestraße. Oder, ich fahre an der Bundesstraße entlang einen extrem wurzeligem Trail. Oder zu guter Letzt, bleibt man einfach den knappen Kilometer auf der Bundesstraße.

 

Als Abschluss und als erste Stärkung gibt es dann natürlich großen Kaffee, dazu den besten Apfelstrudel, der im Vogelsberg zu finden ist.

Klaus Marbe alias Kokopelli ist in der Regel auch immer zu finden. Mit seinem Conway-Testzentrum kann man sich zur Not das passende Bike ausleihen. Falls man sich zu unsicher alleine auf dem Trail ist, kann man Klaus als engagierten und geduldigen Mountainbikelehrer oder Tourenguide dazu buchen.

Aus meiner Sicht bieten die drei Trails “Wildsau“, “Hirsch“ und “Fuchs“ ein tolles Rund um Programm und sind wirklich eine Bereicherung für die Region rund um den “Bird-Mountain“!

GPS Und Karte

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