Ruppertsburg – München 410km unter 24 Std
Heute war der Plan mit dem Rennrad so schnell wie möglich nach München zu kommen.
Da ich mittags in München sein wollte, musste ich bereits nachmittags los und durch die Nacht fahren.
Gegen 15 Uhr startete ich und machte mich auf den Weg. Die Sonne lachte und trotzdem war es nicht zu heiß. Es schien als könnte es der perfekte Tag werden!
In Hanau sollte es einen kleinen Ausrutscher geben.
Auf einem Schachtdeckel auf einer Verkehrsinsel rutschte mir das Rad weg. Zu allem Übel lag noch Splitt am Straßenrand und ich lag schneller als ich gucken konnte auf der Straße. Schnell stand ich wieder auf und prüfte das Rad und meinen Körper. Bis auf ein paar Abdrücke und ein leichten Schmerz im Handballen konnte ich nichts feststellen. Das Rad hatte zum Glück nur Kratzer und der Lenker war etwas schief. Den konnte ich schnell richten und weiterfahren.
Natürlich fuchst der Sturz einen selbst und man bekommt den Sturz nicht so schnell aus den Kopf. Es ging nun erst einmal durch das Maintal und mit nur wenigen Höhenmetern weiter.
Nach 100km hatte ich einen Tiefpunkt. In Miltenberg angekommen, überlegte ich ernsthaft auszusteigen um etwa mit der Bahn zurückzufahren oder mir ein Zimmer zu nehmen um dort zu übernachten.
Ich haderte und überlegte noch ein Stück zu fahren und versuchte mich noch einmal zu motivieren.
Ich telefonierte mit meiner Frau und schilderte ihr meine Gedanken. Sie fragte nur kurz was denn mit mir los wäre. Ich wäre noch nie rückwärts gegangen und ob ich heute damit anfangen wolle?
Ich gab ihr recht, das bin ich wirklich noch nie! Und das gab mir zu denken.
Also setzte ich meinen Weg erst einmal fort und wollte mir eigentlich keine Gedanken mehr über das „Aufhören“ machen.
Nun ging die Sonne langsam unter und die Dämmerung setzte ein. Meine zwei Wasserflaschen gingen langsam zu neige und ich hoffte auf ein Geschäft oder zumindest einer Tankstelle. Jedoch wurden die Ortschaften immer kleiner und es waren keine Geschäfte zu finden.
Vielleicht hätte ich doch in Miltenberg noch Mal richtig Essen sollen?
Ich fand eine Metzgerei die einen Raum mit Automaten hatten. Ich versorgte mich erst einmal mit 2 Dosen Spezi und kaufte mir geräucherte Bratwurst um mich zu stärken. Ich füllte, da es kein Wasser mehr gab mit einer weiteren Dose Spezi und setzte in der mittlerweile eingesetzten Dunkelheit meinen Weg fort.
Auch dieses Getränk ging schnell zu neige. Umso mehr man sich Gedanken machte, umso mehr bekam man gefühlt Durst.
In einem Ort namens Niederstetten kam ich an einem Bahnhof vorbei. mein Gedanke das es oft an Bahnhöfen weitere Automaten gibt bestätigte sich leider nicht. Da gerade ein bus anhielt, fragte ich ein junges Mädel ob sie wüsste ob es im Ort eine Tankstelle oder ähnliches gibt. Da sie völlig verängstigt war, warum auch immer, entschuldigte ich mich und setzte meinen Weg fort. Nach kurzer Zeit kam ich an einer Pizzeria vorbei. Ich hatte Glück, sie waren gerade am Schließen. Der Wirt füllte mir meine Flaschen und ich konnte nach einem kurzem Smalltalk ohne Durst und gefüllten Flaschen meine Tour fortsetzen.
In Schrozberg waren gut 200 Kilometer waren geschafft. Aktuell wusste ich, mir blieb keine andere Wahl mehr als weiter zu fahren. Bahnhöfe waren keine in unmittelbarer Nähe und sämtliche Hotels an der Strecke waren aufgegeben.
Es zog ein Gewitter auf und es schien, als würde es auch gleich Regen geben. Da dicke Wolken aufzogen beschloss ich, mir eine Pause zu gönnen. Die Nacht zerrte und ich fühlte mich sehr müde. Da es deutlich abgekühlt hatte setzte ich mich in eine warme Sparkasse und döste etwas vor mich hin.
Da aber kein Regen kam, wurde ich auch wieder ungeduldig. Aus der Bank raus fiel mir sofort ein weiterer Automat ins Auge. ich füllte meine Flaschen mit Wasser und ein kleines Päckchen Gummibärchen waren auch sehr lecker.
Das die Versorgung auf dieser Route so schwierig werden sollte, hätte ich ja nicht gedacht. Zwischendurch spielte ich mit dem Gedanken mir Wasser auf einem Friedhof zu holen, aber das war mir dann doch auch nicht geheuer. Dazu kam, das alle Ortschaften ohne Strassenbeleuchtung waren. ich wollte nicht erwischt werden wenn ich nachts mit der Taschenlampe auf einem Friedhof umherschleiche.
Irgendwie lief es wieder gut. Wasser war weiterhin knapp, aber vom Gefühl her war ich mir ziemlich sicher das ich meinen Plan in München anzukommen umsetzen konnte.
Gegen 5:30Uhr kam ich in Wilburgstetten an einer Bäckerei vorbei. ich konnte mich stärken und mit allem versorgen was ich brauchte. Es kamen einige Handwerker und andere Leute die scheinbar auf dem Weg zur Arbeit sich mit frühstück versorgten.
Sie schauten mich schräg an, aber das konnte ich verstehen.
Bei schönsten Wetter ging mein Weg durch ein leicht hügeliges Bayernländle und ich war zufrieden mit meiner Leistung. Mit dem Durchhänger in Miltenberg und ein oder zwei Tiefs in der Nacht, hatte ich mit diesem Elan nicht mehr gerechnet.
Es ging durch Harburg (Schwaben in Richtung Donauwörth…
… immer weiter in Richtung Augsburg. Bis Augsburg sollte es jedoch nicht gehen. Kurz davor bog ich ab auf einem direktem Weg in Richtung München. Weit war es nicht mehr, aber es warteten immer und immer wieder knackige Anstiege. Zwar nicht kilometerlang aber immer steil genug das es schön die Körner aus den Körper zieht.
Es machte sich zwischenzeitlich die Müdigkeit in mir breit. Aber das Ziel war bereits in greifbarer Nähe!
Nach knapp 410km konnte ich mit einer Zeit von 20:46h die Innenstadt von München erreichen!
Zwischendurch habe ich selbst nicht daran geglaubt, aber ich habe die Strecke bewältigt! Ein hinreisendes Gefühl!
Nach einer deftigen Mahlzeit in einem Restaurant gegenüber vom Münchner Hofbräuhaus, konnte ich mir meine Reserven wieder füllen und mit dem ein oder anderen Weizenbier den Durst löschen!
Ich setzte mich im Anschluss in die Bahn um wieder nach Hause zu fahren, aber da nahm das Drama erst seinen Lauf. Gefühlt war ich mit dem Zug langsamer als mit dem Fahrrad selbst…
Respekt! Klassische Aktion von Dir. 🙂
Sehr cool. Kannst stolz auf dich sein.