20. Cyclassics Hamburg 2015

Ein großes Rennwochenende stand an, die Hamburg Cyclassics.
transalp_shuttle_logodesign_horizontal_by_zalanvoros_130509-2Dank der Firma SIM aus Laubach war die Frage Transport und Logistik schnell geklärt. So konnten wir die Bikes und das nötige Gepäck für das Wochenende sicher transportieren. Leider ist der dritte Fahrer kurzfristig ausgefallen. So hatten wir zwar noch ein bisschen mehr Platz im Bus, aber ärgerlich war es für die Person trotzdem.

Zwei Fahrradständer waren dank Kabelbinder schnell moniert und die Carbon-Räder mit einem Gummiband fixiert. Einem sicheren Start stand also nix mehr im Wege.

Da wir bereits freitags nach Hamburg reisten, standen uns der Abend, sowie der komplette Samstag zur freien Verfügung. Der erste Weg führte in die Stadt um die Startunterlagen abzuholen. Wie zub erwarten, war die Startnummernausgabe voll durchorganisiert. Da wir an den verschiedenen Stationen nur kurze Wartezeiten hatten, waren wir nach wenigen Minuten durch.

Die Startbereiche und die Zieleinfahrt wollten wir uns am Samstag anschauen.

Nachdem wir uns ins sieben Kilometer entfernte Hotel eingecheckt hatten, sollte es mit der Bahn eigentlich in den Schellfischposten gehen. Bekannt durch Ina Müller´s “Inas Nacht“ war uns schnell klar, dass wir dort auf ein oder … Bierchen einlaufen sollten.  Leider war der Schellfischposten aufgrund einer Aufzeichnung am Samstagabend geschlossen. Kurzentschlossen wollten wir in die Nachbarkneipe “Haifischbar“. Aber? Geschlossene Gesellschaft!

Vor der Bar bekamen wir noch Gunter Gabriel vors Gesicht. Da jedoch in der Ecke Kneipenmäßig nicht mehr viel ist, machten wir uns in Richtung Reeperbahn. Auf der großen Freiheit bekamen wir so unser kühles Astra. Nach einem Besuch in der wohlbekannten “Ritze“ machten wir uns auch schon zurück ins Hotel. Schließlich hatten wir ja auch noch den kompletten Samstag zur Verfügung.

Samstags schauten wir uns die verschiedenen Bereiche für das Rennen an, und verschafften uns einen Überblick, wer am Renntag wann und wo zu sein hat. Auch hier sprach die Organisation des fünfundzwanzigjährigen Radklassikers für sich. Nach der zugehörigen Messe, ging es in Richtung Landungsbrücken. Ich weiß nicht wie viele Kilometer wir bis zum Abend zusammen hatten, aber es waren einige.

Auf dem Weg zum Hotel, überlegten wir noch, ob wir am nächsten Morgen mit der Bahn oder mit dem Bus in die Stadt fahren sollten. Man musste die Möglichkeiten wie Parkplatzsituation in der Stadt, überfüllte Bahnen, Verspätungen der Bahnen abwägen.

Wir hatten zwar eine Parkmöglichkeit in der Speicherstadt gesehen, nur wer sollte jetzt schon wissen ob man überhaupt noch dort hinkam. Keiner konnte genau sagen ab wann die Straßen gesperrt werden.

Ich entschied abends noch, dass wir unser Glück mit unserem Bus versuchen werden. Wenn rund 17.500 Teilnehmer im Ziel ankommen würden, wollen bestimmt einige auch mit der Bahn zurück. Auf ein tumultartiges Geschiebe und Gedränge in der Bahn hatte ich schließlich auch keine Lust.

Und die Entscheidung war genau richtig! An einer, auf dem Navi nicht eindeutigen Abzweigung, bog ich falsch ab. Wir kamen am Hauptbahnhof raus. Und da waren kostenfreie Parkplätze. Nicht nur einer, gleich ganz viele! So konnten wir uns den Platz nehmen den wir brauchten. So fing der Tag natürlich schon mal super an, mit dem Parkplatz direkt am Geschehen!

Mein Kollege Thomas und ich hatten uns zwar schon lange im Vorfeld angemeldet, doch konnten  wir leider nicht aus demselben Startblock starten. Mit den Verschiedenen Startzeiten, die aufgrund der verschiedenen Blöcke fast eine Stunde betrugen, konnten unsere Mädels uns nacheinander zum Rennen verabschieden. Die Wartezeit in den Blöcken war dank der Unterhaltung schnell verstrichen.

Ich konnte es kaum erwarten bis der Startschuss viel! Langsam setzte sich die Meute in Bewegung. Trotz der großen Gruppe nahmen die Teilnehmer aufeinander Rücksicht und gerade die enge Startphase kam mir relativ sicher vor. Die Strecke führte recht kurvenreich runter in die Speicherstadt.

Langsam zog sich die die Gruppe auseinander, und man konnte immer mehr an Geschwindigkeit gewinnen. Lange im Vorfeld wurde auf die Bahntrassen, die einige Male die Straße in der Speicherstadt und dem anhängendem Industriegebiet kreuzten, hingewiesen. Doch die Veranstalter füllten jede Querung so plan, das kaum eine Gefahr beim Überqueren der Gleisanlagen bestand.

Da eine Aufwärmrunde bei so einer langen Wartezeit im Startblock fast sinnlos scheint, verzichteten wir im Vorfeld drauf. Bei einer hundert Kilometer langen Strecke konnte man gut und gerne die ersten fünf Kilometer etwas langsamer machen um die Muskeln in Schwung zu bringen.

Doch mein Tacho zeigte schon Geschwindigkeiten um die vierzig Stundenkilometer an. Immer auf den Puls achtend, überholte ich kleinere Gruppen und hängte mich wieder an die nächsten um wieder etwas Kraft zu sparen.

Nach kurzem Verschnaufen, nahm ich die nächste Gruppe in Angriff. Ich fühlte mich gut mit dieser Technik und war jetzt schon überzeugt, dass ich diese Taktik bis zum Ende beibehalten wollte.

Nun kam die Köhlbrandbrücke ins Blickfeld. Die Vorfreude ließ sogar die die ewig lange Gerade vor der Brücke wie im Flug vergehen. Die Straße zog an, an den Dehnungsfugen erkannte man, dass man sich auf der Brücke befand. Ich hielt mich auf der linken Straßenseite und überholte Einen nach dem Anderen.

Zunächst hatte ich Bedenken das ich zu viele Körner an der langgezogenen Steigung verschießen könnte, doch es lief verdammt gut. Auf der Brücke standen einige Kameras die wild vor sich hin blitzten. Die Spitze war er Anstiege reicht und es ging wieder bergab.

Ich profitierte aus meinem Gewicht und ich konnte wieder zahlreiche Teilnehmer hinter mir lassen.

Natürlich hatte ich schon eine kleine Gruppe hinter mir, die aus meinem Windschatten profitieren wollte. Ab und an überholten mich einige von ihnen. Mancher zog auch davon. Aber mit dem Blick auf dem Tacho war es mir zu früh mehr Druck auf die Pedale zu geben. Ich rechnete noch mit einigen Steigungen und musste noch etwas Kraft sparen.

Bereits auf der Autobahn achteten wir auf die Steigungen Richtung Buchholz. Natürlich war das Profil der Autobahn nicht mit der Landstraße zu vergleichen, doch wir stellten uns bereits hier auf langgezogene Anstiege ein. Es war mit Sicherheit kein Fehler.

Wirklich in jedem Ort durch den wir kamen, standen die Menschen an den Straßen um uns anzufeuern. Als Fahrer bei so einem großem Event dabei zu sein, war schon ein geiles Gefühl. Natürlich puschte das ganze Flair umso mehr und ich trat immer weiter in die Pedale.

Meine Taktik von Gruppe zu Gruppe zu sprinten und mich in deren Windschatten wieder ein wenig langsamer zu machen behielt ich bei. Der Plan funktionierte auch ganz gut.

Mittlerweile fand ich noch Mitstreiter die etwa mein Tempo fuhren. Eine Gruppe hatte ich ja ohnehin im Schlepptau, aber mit dieser sollte sie noch etwas größer werden. Der Anführer war ein Guide der Veranstalter. Er fuhr ein flottes Tempo und ich wollte zumindest in seiner Nähe bleiben. Ich legte noch etwas an Tempo zu und konnte mit ihm mithalten.

Kilometer für Kilometer machte sich immer mehr bemerkbar, dass wir uns super ergänzten. Wenn es bergab ging, legte ich kräftig an Tempo zu und bot ihm mein Windschatten. Zog das Gelände wieder an, setzte ich mich entweder hinter ihn, oder lies noch den Einen oder Anderen mit vorbei ziehen.

Immer wieder legten wir kleine Sprints ein um an die nächsten Gruppen zu gelangen. Manchmal überholten wir zwanzig, vielleicht dreißig Fahrer die einfach in einer Reihe fuhren.

Die Strecke führte über Buchholz, machte hinter Marsen kehrt, und führte über Marxen und Harmsdorf wieder zurück in Richtung Hamburg.

Zur Streckenkarte   

Die Aufholjagd ging immer weiter. Ich war begeistert von mir selber! Zeitweise schaute ich auf mein tacho und war immer wieder verwundert wie die Kilometer nur so runter rasselten.

Natürlich hatte ich manchmal sorgen das ich mich zu sehr verausgabe. Nach hundert Kilometer sollte erst die Ziellinie auf mich warten, kostete die Aufholjagd vielleicht doch zu viel Körner und ich würde lange vorm Ende einbrechen?

Ich nahm regelmäßig kräftige Schlucke aus meinen Trinkflaschen.

Im Gegensatz zu Köln verlor ich bei diesem Rennen keine Trinkflaschen. Mit zwei originalen Flaschenhaltern von Focus war ich dieses Mal auf der sicheren Seite. Hin und wieder nahm ich Energie über Fruchtgummis von PowerBar auf.

Bei diesem Rennen war ich entweder optimal vorbereitet oder es lief einfach alles nahezu perfekt.

Wir passierten das Ortsschild von Harburg. Hier standen wieder ganze Menschenmassen an den Straßenrändern. Sie Trommelten, riefen einen aufmunternde Worte zu. Manche grillten am Straßenrand und nutzten den Anlass, kleine Straßenfeste zu veranstalten.

Immer weiter gepuscht, trat ich mit meinem Begleiter, dem Guide sowie der Gruppe im Schlepptau kräftig in die Pedale.

Über die Moorburger Straße und dem Moorburger Bogen verließen wir wieder Harburg. Hier profitierten wir noch von einer Brise Rückenwind.

Die Strecke führte wieder auf die Straße wo wir her gekommen waren. Nun ging es entgegengesetzt in Richtung Köhlbrandbrücke. Ich überlegte kurz ob ich etwas Tempo raus nehme um mir die Kraft für die Steigung auf die Brücke zu sparen.

Es bleibe aber auch nur bei einem kurzen Gedanken. Mit dem Guide fuhr ich Wortlos nebenher, aber ich bin überzeugt, er dachte das gleiche wie ich. Es war schon lange überfällig das mal ein paar Leute aus der Gruppe die Führung übernahmen das wir etwas erholen konnten. Kurz vor der Brücke gaben wir wie schon öfter mal ein Zeichen, dass ein anderer die Spitze mal übernehmen sollte. Doch es kam zunächst keiner!

Erst an der Steigung überholten uns einige Mitstreiter. Doch sie boten uns kein Windschatten, sondern drängten uns aus Dank noch ab. Schnitten und kesselten uns zwei ein, wohl damit wir auf den letzten Kilometern keine Gefahr mehr darstellen sollten.

Sie provozierten regelrecht Stürze. Stürze, aus welchen Gründen auch immer, hatten wir doch genug auf der Strecke gesehen!

Der Guide und ich waren uns auch hier wieder ohne Worte einig und versuchten aus der Gruppe rauszukommen. Trotz eindeutigen Zeichen wurde ich immer weiter bedrängt und eingekesselt. Der Geduldsfaden riss und ich brüllte den, mittlerweile Kontrahenten, laut an, ob er nicht sehen würde das ich fast auf dem Bordstein hängen würde. Er fragte saublöd ob ich das Rennen gewinnen wolle.

Nein, ich wollte es nicht gewinnen, ich wollte heil ins Ziel kommen!

Da das drängeln nicht aufhörte, schrie ich ich nochmals an und drohte ihm, das ich ihn von der Brücke trete wenn er mich jetzt nicht aus der Gruppe lassen würde. Das muss zumindest soviel Eindruck gemacht haben, das er endlich Platz machte.

Ich fluchte mit dem Guide noch etwas vor mich hin und merkte erst jetzt, was für einen derben Gegenwind wir nun hatten. Wir hatten uns aus der Gruppe gelöst, und führten sie jetzt an. Wir legten uns tief aufs Rad und wechselten regelmäßig die Position damit wir uns zumindest untereinander etwas Windschatten geben sollten.

Die letzten Kilometer bis zur Elbbrücke zogen sich schier ins unendliche. Der Wind verlangte alles von einem ab und kostete wertvolle Körner.

Körner die auf den letzten Kilometer fehlen könnten.

Kilometer 95 war erreicht! Nun wollte ich langsam in den Zielsprint gehen. Immer öfter versuchten die “Windschattenfahrer“ an uns vorbei zu kommen. Manche schafften es, mancher war schwer am kämpfen und schaffte es doch nicht.

Rasant kurbelten wir durch die Speicherstadt. Nun zog die Strecke wieder an. Nach den absolvierten Kilometern tat die Steigung in Richtung Hauptbahnhof weh und zog immer mehr die Kraft aus den Oberschenkeln. Jetzt will man natürlich keine Plätze mehr verlieren und gibt alles um seine Position zu halten.

Doch nicht wie erwarten bog die Straße vor dem Bahnhof in die Mönckebergstraße, sondern führte geradeaus weiter. Es konnte laut Tacho ja nur noch ein Kilometer sein, dachte ich zumindest…

Doch die Strecke führte noch über den Ballindamm an der Binnenalster entlang. Nun kam ein Bogen mit einer Zeitmessung. Ich sprintete noch einmal los und konnte einige Kontrahenten stehen lassen. Ich überfuhr die Zeitmessung und stellte mich auf das Ausrollen ein…

Aber? Es ging ja immer noch weiter. Von einigen wieder überholt versuchte ich noch einmal die letzten Kräfte zu mobilisieren.

Die Strecke führte noch weiter über den Jungfernstieg und dem Gänsemarkt. Weiter über die Kaiuser-Wilhelm-Straße und Große Johannisstraße von der entgegengesetzten Seite in die Mönckebergstraße.

Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht, das ich am Ende des Rennens tatsächlich 106 Kilometer auf meinem Tacho stehen hätte.

Mit allerletzter Kraft rollte ich über die endgültige Ziellinie. Fünf Kilometer im Zielsprint, durch diesen Irrtum noch weitere sechs Kilometer, mehr oder weniger im Sprintmodus…, das hat an den letzten Kräften gezerrt!

Trotz allem bin ich überglücklich im Ziel angekommen und genoss die letzten Meter in der Ausrollphase.

Das Highlight vom Jahr 2015 war geschafft! Ich hätte schreien können vor Glück!

Außer das nicht für jeden Finisher eine Teilnehmer-Medaille bereit lag (mehr Teilnehmer als wohl erwartet) waren auch die Transponder-Rückgabe und die Verpflegung ganz gut durchorganisiert.

Unserer Mädels waren schnell gefunden. Dank der Cyclassics-App, die wirklich auf die Sekunde genau funktionierte, konnten Sie meine Zieleinfahrt live mitverfolgen.

Es dauerte nur wenige Minuten, dann konnte ich meine ersten Zeiten und die erreichte Platzierung auf der App einsehen. Ich traute meinen Augen kaum!

100km in 2:45:56h! Ein Durchschnitt von 38,33 km/h

Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit einer Zeit unter drei Stunden!

An essen war erst Mal nicht zu denken. So päppelte ich mich mit kühlem Weizenbier wieder auf.

Thomas ließ auch nicht lange auf sich warten. Seine Befürchtung hat sich natürlich nicht bewahrheitet und er ist weit vor dem Besenwagen ins Ziel gerollt! Voller Stolz zischten wir unser weizenbier und es war jetzt schon klar: 2016 sind wir wieder mit am Start, wenn der Startschuss fällt, zur 21. Ccyclassics in Hamburg!

 

Leider war die Heimfahrt sehr Staulastig und wir brauchten über als drei Stunden länger als auf der Hinfahrt… aber die folgenden Bilder machen jede Minute auf der Autobahn wieder wett…

 

Vielen Dank an die Firma Sim für den Transport!

Vielen Dank an Stefanie und Bernd von www.transalp-shuttle.com, die von euch geplante Transalp war das nötige Training für diesen persönlichen Erfolg!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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