5. Bullau-Bike 2013
11.08.2013
Heute sollte es das erste Mal zum MTB-Marathon nach Bullau im Odenwald gehen. Zwar hatte ich im Vorfeld schon viel von Bullau gehört, konnte mir jedoch kein richtiges Bild über die Strecke und dem Höhenprofil machen.
Mein Freund Patrick ist vor kurzem wieder in den aktiven Radsport eingestiegen. Die Bullau-Bike sollte somit sein erstes Rennen in diesem Jahr werden. So schob ich mir das Rennen noch in meinen eigentlichen Rennplan mit ein.
Da ich seit der Keiler-Bike kein intensives Training mehr hatte, war mir eigentlich vor dem Start schon klar, dass die Mittelstrecke mit 47km nicht unbedingt die beste Wahl war. Das ich mich besser für die Kurzstrecke entschieden hätte, wurde bereits nach den ersten Kilometern klar.
Pünktlich und fast zeitgleich trafen Patrick und ich auf dem Parkplatz ein. Nachdem wir unsere Startunterlagen geordert hatten, gönnte ich mir noch ein kleines Frühstück. Was hierbei schon aufgefallen war, war das die Bullau-Bike gar nicht so viele Starter gewinnen konnte. Und das, obwohl sie eine Etappe von der Rossbacher-Bikechallenge ist.
So ging es pünktlich um 9:00Uhr an den Start. 9:15Uhr fiel der Startschuss. Die kleine Meute mit rund 200 Teilnehmer begann sich in Bewegung zu setzen. Zunächst führte eine Einführungsrunde durch den kleinen Ort. Die Strecke führte von der Hauptstrasse in ein Feldweg, danach weiter in eine Wiese. Wieder vorbei an dem Startbereich und für wenige hundert Meter steil bergab. Jetzt kam der erste Anstieg! Ich schaute mich nach einer Kehre um, jedoch war von Patrick nichts mehr zu sehen.
Ich versuchte mir wieder, ähnlich wie bei der Keiler-Bike, die Kraft einzuteilen und am Anfang des Rennens zu sparen. Jedoch merkte ich schnell, dass dieser nicht unbedingt mein großer Renntag sein sollte.
Ich radelte den Anstieg hinauf, die Strecke kreuzte eine Landstraße und führte kurze Zeit später in den ersten Single-Trail. So wechselte sich die Strecke ab. Ein Stück Wiese, ein Stück Forstautobahn, zwischendrin immer wieder schöne und wurzelreiche Trails.
Ich konnte zunächst die Position im ersten Drittel ganz gut halten. Wie von den zahlreichen Rennen gewohnt, wird man mal überholt, kurze Zeit später holt man wieder den einen oder anderen Startplatz auf.
Was bei diesem Rennen anders als bei den meisten anderen war, es gab so gut wie keinen Abschnitt, der sich mal über mehrere hundert Meter eben durch die Strecke zog. Entweder es ging teils knackig bergauf, oder eben schnell abwärts.
Nach einigen Kilometern ging es wieder an dem Startbereich vorbei. Durch einen schmalen Pfad hinter dem Sportplatz auf einen weiteren Trail. Dann folgte eine steile Abfahrt, ebenfalls auf einem Trail. Zuvor konnte ich mir zwei Plätze ergattern. Also schaltete ich wieder mal mein Hirn ab und knallte diesen schmalen Single-Trail runter. Zu steil und holprig war es, der Hintern musste weit hinter dem Sattel, es blieb keine Chance um nachzusehen wie viel Abstand man gewinnen konnte.
Unten angekommen, machte die Strecke wieder eine Kehre. Der Verlauf lies schon erahnen das jetzt wieder den kompletten Berg nach oben geht. Mehr noch! Es sollte höher hinaus gehen als man abgestiegen war.
Jedenfalls kam ich aus dem Trail, bog um die enge kurve und trat zweimal kräftig in die Pedale… schon die Geräusche und das Gefühl erst ins leere zu treten und dann der knirschende größer werdende Widerstand zeigten, dass mir die Kette auf dem ruppigen Trail vom großen Kettenblatt gesprungen war.
Durch die zwei kräftigen Umdrehungen hatte sich die Kette natürlich schön zwischen den Pedalarm und dem Kettenblatt gezogen. Mit aller Gewalt und mit Gegendruck von meinem Fuß konnte ich die Kette wieder frei bekommen. Die Finger voller Kettenöl und sonstigen Dreck, checkte ich kurz die Technik und warf mich wieder in den Sattel. Zu der mangelnden Kondition war das Rennen jetzt auch mental gelaufen.
Es sollte nicht mehr lange dauern, dann kam ein steiler Anstieg, der mit einem Wildschwein und dem kurzem knappen Hinweis “beisse“ angekündigt wurde. Nach kurzem quälen stieg ich freiwillig vom Rad. Machte Platz für die nachfolgenden und schob mein Bike diese Etappe nach oben. Wobei ich manchmal nicht weiß, und mich immer wieder frage, was kraftraubender ist. Schieben, oder einfach auf dem Bike bleiben. Jedenfalls fühlten sich meine Oberschenkeln an, als wollte jeder einzelne Muskel platzen.
So blickte ich immer wieder auf meinen Tacho. Die Zahlen der Kilometeranzeige wechselten in Zeitlupentempo, die Beine schrien förmlich nach Pause. Immer wieder schaute ich auf die Kette ob sie mich nicht doch noch erlöst und nach dem Crash einfach reist…
Ich setzte mir den Gedanken in den Kopf bewusst noch etwas langsamer zu fahren. Mir Kraft zu sparen und bei den letzten 5 Kilometer noch mal die Vordermänner anzugreifen. Ein gelbes, ein rotes und ein blau/weißes Trikot blieben komischerweise immer in meiner Sichtweite. Ging es denen genauso wie mir?
So hielt ich mich größtenteils an meinen Plan, immer wenn der Abstand zu den Dreien größer wurde zog ich wieder ein wenig an. Hatte ich wieder einen Abstand erreicht den ich eventuell noch bei einem Sprint aufholen konnte, machte ich wieder ein wenig lockerer. Jetzt ging es wieder in einen wurzelreichen Trail, der sich bergauf durch den Wald schlängelte. Hier konnte ich wieder an Land gewinnen. Nach kurzer Zeit waren wir eine Vierer-Gruppe.
Da der Trail auf den ersten Kilometern schon einmal befahren wurde, war der restliche Verlauf der Strecke bekannt. Jetzt konnte ich noch Mal angreifen! Als erstes wollte ich mir meinen Vordermann schnappen. Ebenfalls mit einem 29er von Focus unterwegs. Ich konnte ihn überholen, auf einem Stück Asphalt, leicht abschüssig. Dann kam eine scharfe Kurve… und wieder machte das große abgenutzte Kettenblatt Probleme, die Kette wollte einfach nicht auf das kleinere Kettenblatt springen. Ich wurde wieder überholt!
Die zwei Vorderen waren mittlerweile ohnehin in einem Abstand den ich nicht mehr aufholen konnte. Aber diesen einen Platz, diesen Typen wollte ich noch einmal das Leben schwer machen! Jetzt kam doch noch der volle Ehrgeiz zum Vorschein!
Auch wenn ich das Gefühl hatte das meine Oberschenkel gleich explodieren, diesen einen Platz wollte ich nicht einfach so verschenken. Jetzt ging es wieder nach Bullau rein, eine 90°Kurve mit einem kurzem steilen Anstieg über 10-15 Meter und ich hing ihm wieder am Hinterrad. Jetzt blieb mir nur noch eine Chance, das Stück Wiesenweg nach der Einführungsrunde war auch das Ende der Strecke. Vielleicht zweihundert Meter blieben mir noch um aufzuholen. Eine Linkskurve, nach zwanzig Meter eine leichte Rechtskurve und über eine Asphaltierte Strasse in die nächste Wiese, ich hatte Ihn…. noch weitere Zwanzig Meter und ich war im Ziel! Auf den letzten Metern abgeledert!
Enttäuschend… Platz 36!
Patrick wollte auch nicht lange auf sich warten lassen, ungefähr 15 Minuten später rollte er über die Ziellinie. Für den neuen Einstieg in das Renngeschehen eine Lobenswerte Leistung!
Nach einer kurzen Stärkung trennten sich wieder unsere Wege. Unser nächster Plan!?