6. Deutsche Mountainbike Meisterschaft der Justiz 2014

22.06.2014 Rehns

Nr.: 2117 

Name: Schindler, Marco

Team / Verein: JVA Frankfurt a.M. 1, HE, cyclotourer.de 

WERTUNG

Veranstaltung: 6. Deutsche Mountainbike Meisterschaft der Justiz

Wettbewerb: Mitteldistanz (Herren)

Teilnehmer im Ziel: 55

Zeit: 02:34:47.0

Platz Gesamt: 6

Platz Geschlecht: 6

Platz Altersklasse: 3 (Herren/Senioren)

Rennbericht: 

Heute war die Deutsche MTB Meisterschaft der Justiz angesagt. Wie seit 6 Jahren immer im Rahmen des Hunsrück-Marathons in Rhens. Die Kollegen der Betriebssportgruppe der JVA Koblenz organisieren mühevoll die Durchführung. Schirmherr der Veranstaltung ist die Anstaltsleiterin der JVA Koblenz Frau RR‘in Kästner

Wie gewohnt reiste ich bereits ein Tag zuvor an. Die Übernachtung war zwar lange im Vorfeld gebucht, aber leider gab es in diesem Jahr keine Zimmer mehr in Rhens. So musste ich im 4 km entfernten Spay, im Hotel “Zum Anker“, ein Bettchen ordern.

Da ich schon gegen Mittag in Spay ankam, zog ich mein Bike-Dress an und rollte mit meinem Bike am Rhein entlang nach Rhens. Geplant war für diesen Tag eine lockere (Test-)Runde über die 50km Strecke.

Dieses Jahr tat ich mich mit meiner Reifenwahl sehr schwer. Zur Auswahl hatte ich zwei nagelneue NobbyNic von Schwalbe, zwei RocketRon, ebenfalls Schwalbe und einen RaceKing von Conti.

Ein RocketRon hatte jedoch ein kleinen Cut und viel somit aus. So blieben mir die Nobby´s mit etwas mehr Rollwiderstand, und die schnelleren RocketRon und RaceKing. Für diese wollte ich mich trotz der negativen Erfahrungen bei sehr trockener Strecke entscheiden. Es sei denn, ich wäre nicht pannenfrei über die Runde gekommen.

Die Testrunde verlief über eine brottrockene Strecke pannenfrei. Also ließ ich den RocketRon vorne und den Conti hinten auf der Felge.

Pünktlich um sieben Uhr saß ich am Frühstückstisch, gegen halb acht checkte ich aus und begab mich auf den Weg nach Rhens. Der Marktplatz war bereits voll mit den Teilnehmern des Hunsrückmarathons. Ich lud mein Bike aus dem Auto, checkte noch mal alles auf Funktion und rollte in Richtung Startbereich.

Da ich noch etwas Zeit bis zum Start hatte, hoffte ich auf zwei weitere Kollegen aus der Frankfurter JVA zu treffen. Detlef und Eric waren schnell gefunden. Da beide zum ersten Mal bei der Meisterschaft teilnahmen, gab ich vor allem Detlef noch paar hoffentlich für ihn brauchbare Tipps zum Rennverlauf und zu den ersten Höhenmetern.

So verging die Zeit schnell und ich reihte mich nach einer kleinen Aufwärmrunde in den ersten Reihen hinter der Startlinie ein. Würde sich heute die Transalp bezahlt machen? Nach der Pleite im letzten Jahr (16. Platz) wollte ich in 2014 mindestens wieder unter den TopTen sein. Bestenfalls wieder auf dem 6.Platz wie vor 2 Jahren.

Der Startschuss viel! Ich trat kräftig in die Pedale und kam auch sehr gut von der Startlinie weg. Jetzt kam erst einmal der enge Torbogen, nicht ganz ohne wenn sich die startende Meute in bewegung setzt und jeder so gut wie möglich weg kommen mag!

Nun folgte ein 10km langer Anstieg. Die ersten 4-5km mit einer Steigung von 1-3%, dann sollte die Strecke mehr und mehr anziehen. Wie gewohnt brannte ich in mein Gehirn das ich mich von den ganz Schnellen nicht zu sehr mitziehen lassen und auf mein Tempo achten sollte. Wollte aber die noch etwas flachere Steigung nutzen, um mich von dem Hauptteil abzusetzen.

Eine kleine Gruppe von sechs oder sieben Mann setzen sich rasch ab, ich führte die zweite Gruppe an. Wollte mich jedoch etwas zurückfallen lassen, um den wenigen Windschatten, den man beim MTB hat, zu nutzen um etwas Kraft zu sparen. Immer wieder rief ich mir die kommende Strecke vor Augen.

Nachdem die Strecke mehr und mehr anzog, fielen die ersten zurück. Scheinbar die, die sich mitziehen lassen haben und nicht auf ihr Tempo und ihren Puls geachtet hatten. Jetzt hatte ich bis auf die erste Gruppe nur noch wenige Kontrahenten vor mir.

8 Kilometer waren geschafft, nur noch 2-3 Kilometer, dann sollte die erste Abfahrt auf einem Waldweg folgen. Ich zog das eigene Tempo an, wollte angreifen und die schnellere Abfahrt nutzen um mich etwas abzusetzen. Mein Plan ging auch auf, bis auf einen konnte ich die Gruppe überholen.

Die Abfahrt kam und ich setzte auf meine Streckenkenntnis. Es waren zwar viele einzelne grobe Schottersteine auf dem kurvigen Weg, aber ich senkte meine neue absenkbare Sattelstange um etwa 5 cm und beschleunigte. Ich konnte zwar meinen Mitstreiter vor mir nicht einholen, aber zumindest dicht am Hinterreifen kleben.

Die nächste Steigung kam. Ich setzte an und überholte. Da wir uns beide etwas von der folgenden Gruppe absetzten konnten, witterte ich von hinten zunächst keine Gefahr. Nun zählte ich wieder auf die nächste Abfahrt.

Ein Trail, der zunächst flach, aber schnell abwärts führte. Mein Mitstreiter klebte mir immer noch am Hinterrad. Dann wurde es steiler, dazu kamen Reifenspuren und eine tiefe Wasserrinne, die der Regen im Laufe der Zeit ausgespült hatte. Nun war ich wohl etwas durchgeknallter und ich konnte mit einer rasanten Abfahrt mehr und mehr Abstand gewinnen.

Nachdem der Weg wieder eben weiter führte, und anschließend wieder etwas anzog um mit einigen Prozenten aufwärts führte, behielt ich ein schnelleres Tempo. Auch wenn mein Puls kurzzeitig in die Höhe schnellen sollte. Jetzt wollte ich Land gewinnen und mich ein ganzen Stück weiter absetzen.

Dies gelang mir auch. Für die nächsten 30km sah ich nur noch einen einzigen Mitfahrer. Der gehörte jedoch nicht zur Justiz. Vor lauter Aufregung startete er eine halbe Stunde zu früh. Eigentlich wollte er die 50km-Strecke vom Hunsrückmarathon mitfahren.

Da wir beide aber nicht davon wussten, konkurrierten wir uns natürlich. Zugegeben, bergauf zog er mir immer etwas davon. Hier machten sich natürlich meine rund 93kg bemerkbar. Er schaute ständig zurück um den Abstand zu mir zu checken. An der nächsten Abfahrt konnte ich ihn aber immer wieder überholen. Bei der nächsten Auffahrt das gleiche Spiel, wenn sie lang genug war, kam er an mich ran und überholte mich.

Aber das war dann irgendwann nicht mehr meine mangelnde Kraft oder mein “Übergewicht“, sondern ein fieser Plan. Klar merkte ich schnell, dass er mit aller Gewalt den Abstand bergauf ausbauen wollte. Er wusste, dass er am nächsten Trail den bitter erkämpften Abstand wieder verlor und trat bei der nächsten Rampe umso kräftiger in die Pedalen. Also studierte ich immer mein Streckenprofil, donnerte die Abfahrten runter und trat bei dem nächsten Anstieg ebenfalls stärker in die Pedalen, wenn ich der Meinung war das ich ziemlich die Hälfte hatte, lies ich mein Tempo nach und lies mein Puls wieder runter kommen und ruhte mich fast auf den letzten Metern der Steigung aus. Er kämpfte natürlich den kompletten Berg durch um mich wieder zu überholen. Mein Plan ging auf, bei der nächsten Auffahrt hing er mehr an seiner Wasserflasche als das er in die Pedale trat.

Nun fuhren wir zusammen die nächste Auffahrt und konnte so das Gespräch finden. Ich wunderte mich zunächst, als er mir sagte, dass er den Hunsrückmarathon fahren würde. Machte mir aber nicht weiter Gedanken darüber.

Nun stieß ein weiterer Kollege der Justizmeisterschaft zu uns. Wo kam der denn her? Ich dachte ich hätte mich weit genug abgesetzt?

Wir bestritten einige Kilometer zusammen. Nun kamen die letzten besonders steilen und fiesen Anstiege und genauso steile Abfahrten. Bei einem Anstieg zog mir ein Krampf in die Wade, ich musste mich etwas zurückfallen lassen, schaffte aber den steilen Trail.

Jetzt ärgerte ich mich dermaßen, dass ich mich bei dem folgenden Waldweg wieder rollen ließ. Schnell schoss ich den Schotterweg hinunter.

Noch 45km!

Jetzt führte die Strecke mit einer scharfen Linkskurve von dem Waldweg auf ein Trail. Ich war nnoch verdammt schnell und musste mein Rad scharf zusammenbremsen. Aber es reichte nicht ganz, ich zog noch etwas die Vorderbremse zu. Aber das war zuviel…. So schnell konnte ich nicht schauen wie mein Vorderrad wegrutschte und ich mit der linken Körperseite auf dem Schotter bremste.

Ich sprang wieder auf. Checkte mein Bike mit schnellem Blick, und konnte an mir selbst nur ein paar Kratzer am Schienbein finden. Ich drehte das Fahrrad wieder in die richtige Richtung und lenkte mein Bike in den Trail. Nach einem weiteren Aufstieg kam nochmal eine steile Abfahrt. Jetzt flog meine Luftpumpe weg… am steilem Trail stehen zu bleiben war nahezu unmöglich. Noch mehr Zeit verlieren wegen einer Luftpumpe? Nein!

Kurz drauf war ich bereits am Ortsrand von Rhens. Jetzt war es nicht mehr weit, dafür aber fies. Die Strecke wurde in diesem Jahr geändert. Die letzten Kilometer führten nicht mehr über Asphalt, sondern hinter dem Sportplatz über eine sehr holprige Wiese. Im Zickzack-Kurs hinter den Gärten der ersten Häuser. Der lange Wiesenweg forderte noch mal die letzte Kraft.

Endlich Asphalt, nur noch durch den Torbogen, über die Ziellinie und die letzte steile Rampe zum Marktplatz runter.

Im Hintergrund hörte ich den Sprecher meine Namen nennen, irgendwas redete er von einem dritten Platz in meiner Klasse, den sechsten Platz der gesamten Justizmeisterschaft??? Was, hatte ich mich etwa verhört???

Nein, das hatte ich nicht. Die Transalp hat wirklich ihren Trainingseffekt gehabt. Mein Plan ging auf und ich konnte meine Tour als optimale Rennvorbereitung für eins meiner liebsten Rennen im Jahr nutzen.

Stolz betrat ich bei der Siegerehrung das Treppchen. TopTen war mein Ziel, weit über meine Erwartungen belegte ich den dritten Platz!

Vielen Dank an die Organisatoren (TUS Rhens) des Hunsrückmarathons sowie der JVA Koblenz. Ihr habt wieder ein Super Rennwochenende auf die Beine gestellt!

Vielen Dank auch an die folgenden Unternehmen, die mich in diesem Jahr unterstützen. Ohne das Sponsoring für 2014 und die Unterstützung für die Transalp, hätte ich bei weitem nicht diesen Trainingsstand und könnte bei weitem nicht diese Erfolge einfahren!

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