Techniktraining Kokopelli

Für meine Kollegen hatte ich einen Technik-Kurs beim Klaus organisiert, hier der Bericht dazu…

19.April 2015

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Bei dichtem Nebel und kalten Temperaturen trafen wir uns pünktlich an der Taufsteinhütte. Nachdem in der deutlich wärmeren Skihütte ein letzter Kaffee geschlürft wurde, sammelten wir uns am Container vom Klaus. Zwei Teilnehmer bekamen die Leihräder von Conway, mit den nötigen Einstellungen, ausgehändigt. Die Spannung was uns nun erwarten würde stieg und lies das ungemütliche Wetter zweitrangig sein.

Zunächst wurden die Grundlagen rund ums Bike vermittelt. Was sollte man alles an seinem Bike prüfen bevor man eine Tour auf zwei Rädern startet? Sind die Speichen noch alle fest, oder klappert eine, oder gar mehrere Speichen, vor sich hin? Ist der Luftdruck Ok? Funktionieren die Bremsen? Wie prüfe ich sie überhaupt? Waren einige der Fragen, die eine Ausfahrt auf dem Fahrrad erst sicher machen.

Als die Fragen rund um die Sicherheit beantwortet waren und jeder sein Bike persönlich gecheckt hatte, sattelten wir auf. Auch wenn der Hirsch-Trail schon sehr gefragt war, fuhren wir zunächst in Richtung Taufstein / Bismarck-Turm zum alten Militärgelände der US-Armee.
Auf dem, zum Teil noch Asphaltierten Gelände, hatten wir die optimalen Bedingungen ungestört unsere ersten Übungen durchzuführen. Was vermittelt ein sicheres Gefühl auf dem Fahrrad? Das Gleichgewicht!

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Wann ist das Gleichgewicht am wichtigsten? Wenn man langsam fahren muss oder gar zum Stehen kommt und die Möglichkeit nicht gegeben ist die Füße von den Pedalen zu nehmen. Oder wenn man beispielsweise enge Kurven mit einem ganz langsamen Tempo durchfahren muss. Auf Singletrails oder im Gelände mit kniffligen Gegebenheiten, wo wegen plötzlichen Hindernissen blitzschnell reagiert werden muss… u.s.w.
Wie hält man am besten das Gleichgewicht auf dem Fahrrad? Unter anderem mit dem Zusammenspiel der Hinterradbremse und dem Druck auf der Pedale. Der Sitzposition, und der vertikalen Achse seines Körpers zum Tretlager.

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Und natürlich: „Locker bleiben“. Wir konnten jedoch Klaus schnell überzeugen, dass die hessischen Justizvollzugsbeamten „ Ruhe bewahren“. So war auch das Tagesmotto geschaffen.

Wir drehten zunächst im wilden durcheinander unsere eigenen Runden und übten das frisch erlernte. Klaus korrigierte kleine Fehler und das Team wurde immer sicherer auf den zwei Rädern. Selbst wenn man sich mit den Rädern bis auf wenige Zentimeter annäherte, musste keiner mehr anhalten oder gar ein Fuß auf den Boden setzen.
Nach kurzem Arbeitseinsatz für Jedermann, war Slalomfahren angesagt. Im engen Abstand musste man sich im Schritttempo um die aufgereihten Steine schlängeln.

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Die nächste Steigerung lies nicht auf sich warten. Nun hieß es das erste Mal nicht “Umfahren“ eines Hindernisses, sondern überfahren! Ein mächtiger Baumstamm, der als Hindernis dienen sollte, wurde mit aller Kraft aus dem Wald gezerrt.

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Auch hier gab es nach wenigen Korrekturen keine Probleme und jeder überwand das Hindernis mit Leichtigkeit. Nun sollte jeder für den versprochenen Hirschtrail bereit sein! Es wurde ja nun auch schon des Öfteren gefragt wann es endlich losgehen würde…
Klaus gab jedoch eine andere Richtung an. Es sollte zunächst zur alten Skisprungschanze gehen. Hier warteten weitere Übungen rund ums Gleichgewicht.

Der Weg dorthin war aber schon eine Herausforderung! Nasse Glitschige Wurzeln! Aber nicht nur ein paar, sondern gleich ganz viele! Und das war noch untertrieben! Fast der ganze Wanderweg zum Hoherodskopf war mit Wurzeln überzogen. Bei dem Wetter der Witterung eine heikle und rutschige Angelegenheit!

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Unbeschadet trafen wir an der ehemaligen Sprungschanze ein. Natürlich wollten wir nicht in die Luft gehen, aber das Gelände gab hier eine weitere Gelegenheit das erlernte umzusetzen. Eine tiefe Senke! Steil runter, und steil sollte es auch wieder hoch gehen. Nicht besonders lang, aber man musste mit einer engen Kurve, die man nur langsam fahren konnte, einsteigen. In die andere Richtung musste man die Geschwindigkeit so dosieren, dass man auf glitschigen Steinen nicht weg rutschte. Eine echte Herausforderung!

Nun ging es zurück zur Skihütte. Die anstehende Mittagspause hatte sich jeder verdient.

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Eine laufende Renn-Veranstaltungen wo sich Mountainbiker und Rollerfahrer von Windhunden haben ziehen lassen, war eine willkommene Abwechslung und gab jede Menge Gesprächsstoff und Anlass zum Fachsimpeln von und über die bisher eher unbekannten Sportart. Mittlerweile hatte sich auch der dichte Nebel verzogen und die Sonne ließ sich immer öfter mal blicken.

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Frisch gestärkt versprach uns Klaus nun den ersehnten Hirschtrail. Über den Zubringer fuhren wir eher unspektakulär zum Loipenhaus, welches an der Bundesstraße in Richtung Herbstein zu finden ist.

Der Hirschtrail verläuft auf den ersten Kilometer über die Loipen. Bei dem “Einen“ machte sich die Ungeduld breit und konnte sich die Frage nicht verkneifen ob das schon der “Trail“ wäre. Aber nachdem noch ein umgestürzter Baum überwunden werden musst, sollte es bald “richtig losgehen“.
Es gab noch eine kurze Anweisung von Klaus, und der Spaß konnte beginnen! Im Zickzack-Kurs schlängelte sich der Trail zwischen den Bäumen hindurch. Mit kleinen Rampen und schnellen Kurven konnte man es jetzt richtig krachen lassen. Jetzt kam wirklich jeder auf seine Kosten und man sollte für sich selber das geübte umsetzen.

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Dann blieb Klaus plötzlich stehen. Jetzt wartete ein weiteres Highlight des Hirschtrails… Das Karussell!

Das Karussell ist eine tiefe Schlucht, in die man fast blind eintaucht. Bremsen sollte man nicht, sonst kommt man auf der anderen Seite nicht mehr raus. Die ganz mutigen hielten sogar das Tempo und kamen mit einem kleinen Sprung wieder aus der Schlucht raus!

Und weil es so schön war, mussten wir das ganze natürlich wiederholen! Also ging es noch mal, noch schwieriger, in die andere Richtung. Nun wusste jeder was ihn erwartet und man konnte die Schlucht noch rasanter durchfahren.

Beim weiteren Verlauf des Trails musste man sich nach fast jeder Kurve mit neuen Gegebenheiten, wie den ständig wechselnden Untergrund, einstellen. Mal war er mäßig feucht, mal erwartete einen ein Schlammloch. Nach einer Kurve kam ein Sprung, oder auch mal eine dicke Wurzel die überwunden werden wollte.

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Voller Geduld blieb Klaus an einzelnen Gegebenheiten wie einer Steilkurve stehen. Er erklärte, korrigierte die Fahrtechniken und ließ uns mehrmals die speziellen Gegebenheiten abfahren und üben.

Nun wartete eine Herausforderung… drei Sprungschanzen! Die Erste war noch klein, die Nächste etwas größer und die Dritte… war schon eine Hausnummer! Von den meisten wurde sie lieber überfahren als gesprungen. Bei dieser gehörte aber Tatsächlich eine Menge Mut dazu, um mit dem kompletten Fahrrad abzuheben.

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Der restliche Singletrail verlief, mit der einen oder anderen Wurzel oder auch mal einen herausragenden Basaltstein, eher rasant. Kaum zu glauben, dass am Ende des Trails bereits 7(!) km reinen Trailanteil auf dem Tacho verbuchen konnte.

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Der eigentliche Hirschtrail ist ein Rundkurs von etwa 20km. Klaus wählte jedoch einen kürzeren, aber dafür Landschaftlich noch reizvolleren Abschnitt. So ging es über das Naturdenkmal “Uhuklippen“, wo nach einem ersten Anstieg eine kleine Trinkpause eingelegt werden sollte.
Natürlich mussten wir den ganzen Berg, den wir runter sind, auch wieder nach oben. Jetzt machte sich der lange Trainingstag bemerkbar. Bei dem Einen oder Anderen zwickte es allmählich in den Schenkeln.

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Aber wir sind als Team gestartet, und wollten als Team den Tag beenden. So richtete jeder sein Tempo nach dem, der am wenigsten Trainiert war und wir erreichten gemeinsam den Parkplatz am Loipenhaus. Jetzt mussten wir nur noch den Zubringer, auf der anderen Straßenseite runter, zur Taufsteinhütte. Klaus vorneweg, ich mit der Gruppe im Schlepptau hinterher…

Klaus fährt über einen Ast, der Ast stellt sich auf… fällt… und knallt genau in die Speichen von meinem Vorderrad! Widererwarten brach nicht der Ast, sondern drei meiner Speichen…

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Das Training hat sich für mich persönlich dahingehend schon gelohnt, dass ich trotz dem blockiertem Vorderrad keinen Überschlag gemacht hatte. Eine zerbeulte Felge und drei gebrochene Speichen waren der einzige Schaden, der an diesem schönen Tag endstanden war. Das war die Hauptsache!
Kurz nachdem wir das Ziel die Taufsteinhütte erreicht hatten, stürzte ein Wolkenbruch auf uns nieder… aber das war nun egal, wir waren mit den letzten Sonnenstrahlen an unserem Tagesziel angekommen!

Nachdem ich nur positive Rückmeldungen zu dem Training bekommen habe, könnte noch ein weiterer Technikkurs angeboten werden. Dieser beinhaltete Level 1-2. Vielleicht möchte ja noch jemand die nächsten Herausforderungen wagen…!?
Und bevor ich es vergesse… schöne Grüße vom Klaus: „ Locker… ähhhm… immer schön Ruhe bewahren“!

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