Vulkan-Bike Schotten 2015
Vulkan-Bike-Marathon Schotten / Bike-Festival des TGV Schotten
26.07.2015
Endlich war es wieder soweit, der Vulkan-Bike-Marathon des TGV-Schotten stand an. Besser! Seit diesem Jahr ist es gleich ein ganzes Bike-Festival. Das Komplette Wochenende mit den verschiedenen Veranstaltungen spielt sich auch nicht mehr in bzw. ab Schotten ab, sondern wurde auf dem Hoherodskopf an die Taufsteinhütte verlegt!
Aus meiner Sicht ist diese Neuerung für den TGV ein echter Gewinn! Ich wünsche an dieser Stelle den größten Sportverein im Vogelsberg auch für die nächsten Jahre weiterhin viel Erfolg. Und natürlich, dass sich dieses Event mit steigenden Teilnehmerzahlen fest in den MTB-Sport etabliert!
Im Vorfeld war ich längere Zeit am überlegen, ob ich mich auch samstags zur Enduro-Challenge anmelden sollte. Bei orkanartigen Windverhältnissen, war ich dann jedoch froh, wirklich “nur“ als Zuschauer den Bird-Mountain besucht zu haben.
So konnte ich meine Startunterlagen für den nächsten Tag mitnehmen. Die Fahrräder waren so für den Renntag entsprechend vorbereitet und fertig mit Startnummer und Transponder ausgestattet.
Vulkan-Bike-Marathon
Meine Partnerin und ich machten uns frühzeitig auf den Weg. Als wir auf den Parkplatz ankamen, trafen wir ihren Vater. Er war auch schon an den letzten Vorbereitungen und besorgte sich über einer Nachmeldung die nötigen Rennunterlagen. Nun sollte einem schönen Renntag nix mehr im Wege stehen…
… bis auf eine Entscheidung.
Obwohl mir die Trails und die MTB-Strecken rund um den Hoherodskopf bekannt sind, schätzte ich die Streckenbedingungen völlig falsch ein. In der Annahme, dass die Strecke nach den Regenschauern wieder gut abgetrocknet wäre, entschied ich mich für etwas mehr Luftdruck auf dem Dämpfer meines Conway MF 829. Ich hoffte, dass ich, abgesehen von dem Mehrgewicht des Fully’s, durch das härtere Fahrwerk profitieren könne. Im Hinblick auf den anstehenden wurzeligen Wildsau-Trail, setzte ich mit etwas härterem Luftdruck auf ein geringeres Risiko von Durschlägen. Schließlich wäre, auf einer Kurzstrecke mit etwa dreißig Kilometer, ein Platten das “Aus“. Gut gelaunt und fast euphorisch drehten wir eine Aufwärmrunde. Danach gesellten wir uns mit den übrigen Rennteilnehmern in den Startbereich.
Es dauerte nicht lange bis der Startschuss fiel!
Im Gegensatz zur Lang- und Mittelstrecke, führte die Startgerade sofort entgegengesetzt auf den Wildsau-Trail! Der mit Gras bewachsene Abschnitt hinter der Taufsteinhütte war absolut schlammig. Kurz vor mir schmierte einer förmlich ab und landete mit voller Breitseite im Schlamm. Die folgenden Teilnehmer konnten gerade noch ausweichen und es kollidierte kein weiterer.
Bereits hier dachten wohl einige, sie würden das Rennen schon gewinnen. Es schenkte sich bei der folgenden Abfahrt niemand etwas und jeder versuchte mit aller Gewalt einen weiteren Platz gut zu machen. Und das, obwohl schon die dicken Schlammspitzer durch die Luft flogen und die Brillen jetzt schon verschmierten. Überholen war eigentlich auf dem schmalen Trail unmöglich, trotzdem wurde es immer wieder versucht. Die Reifen wollten in dem Morast einfach keinen Halt finden.
Zwischendurch kamen etwas schnellere Abschnitte, jedoch war auch hier ein Überholen kaum möglich. Volle Konzentration war gefragt! Den Blick stets auf die Strecke um blitzschnell reagieren zu können war unabdingbar! Ständig bockte der Drahtesel und wollte in eine andere Richtung gleiten als der eigentliche Weg führte.
Nach etwa zwei oder drei Kilometer war der erste schwierige Abschnitt geschafft. Nun folgte über einen gut ausgebauten Waldweg ein längerer Anstieg. Doch ich war schon am keuchen! Das erste Stück hat ein Haufen Körner gekostet, und das, obwohl es nur bergab ging.
Ich versuchte trotz der Steigung meinen Puls zu drücken. Doch ich kam irgendwie noch nicht in das Rennen rein. Ich tat mir, obwohl ich ein paar Kontrahenten hinter mir lassen konnte schwer.
Nun folgte der mir wohl bekannte Wildsau-Trail. Der Teil, der mit Wurzeln gespickt am ruppigsten war. Hier machte sich der hohe Luftdruck auf dem Dämpfer wie auf den Reifen bemerkbar. Leider nicht zum erhofften Vorteil. Auf dem nassen Untergrund fanden die Reifen einfach keinem Halt. Immer wieder musste ich mich mit dem Fuß abfangen um Stürze zu vermeiden.
Ich überlegte anzuhalten um Luft von den Reifen zu lassen. Aber das würde Zeit kosten. Kostbare Zeit! Schließlich hatte ich meine Verfolger dicht an den Fersen.
Ich hatte nach nicht einmal einem Drittel der Strecke die Nase voll! Mir schossen Gedanken durch den Kopf, ob ich an der Verpflegungsstation, die sich im Start-/Zielbereich befand, abbreche. Oder ob ich auf meine Partnerin warte um die Runde mit ihr gemeinsam zu Ende zu fahren!?
Nachdem der Wildsau-Trail mit aller Mühe und Kraft geschafft war, kam doch wieder der Ehrgeiz in mir hoch! An der Versorgungsstation bekam ich eine Trinkflasche gereicht. Verfehlt! Mist! Nur wenige Schlucke vom isotonischen Nass sollten mir zunächst reichen. Meine Flasche war noch fast voll, die hätte dann locker bis zum Ziel gereicht.
Dann lief mir eine Helferin vors Rad. Sie wollte auf der gegenüber liegenden Spur eine Trinkflasche reichen und vergaß in der Hektik, dass auf dieser Spur ja auch einer angebraust kommen konnte. Nur mit einem kurzen aber harten Bremsen konnte eine Kollision verhindern werden.
Die nächste Trinkflasche konnte ich fassen. Einige kräftige Schlucke vom Rossbacher Iso sollten reichen. Die Flasche warf ich auf einen Haufen, wo einige Mitstreiter bereits ihre leeren Flaschen losgeworden waren.
Nun stieg wieder ein wenig die Euphorie. Nachdem zweimal die Bundesstraße gekreuzt wurde, führte die Strecke über einen Waldweg in Richtung Bismarckturm. Weiter über das alte Militärgelände zum Loipenhaus, dem Einstieg in den Hirsch-Trail!
Mittlerweile hatte sich die Gruppe auseinandergezogen. Nur noch vereinzelte Mitstreiter waren zu sehen. Meine einzige Hoffnung lag jetzt am Hirsch-Trail, der trocknet in der Regel schneller ab.
Konnte ich nun vom Luftdruck profitieren?
Einige hundert Meter teilte ich mein Leid mit einem Kontrahenten. Wir kamen kurz ins Gespräch und schimpften über den Wildsau-Trail. Auch wenn alles Schimpfen nix mehr ändern konnte.
Nun ging es am Loipenhaus vorbei über die Loipen, dem Zubringer zum schönsten Teil des Hirsch-Trails. Auch hier waren tiefe schlammige Fahrspuren in den matschigen Untergrund gefahren. Teils tiefe Wasserpfützen waren mit der hohen Geschwindigkeit nicht zu umfahren. Entsprechend flogen dicke Schlammbrocken durch die Luft. Die Dusche sollte sich nach dem Rennen lohnen.
Jetzt blieb mir keine andere Wahl mehr. Ich musste stehen bleiben und Luft ablassen! Die groben Nobby-Nic von Schwalbe fanden, so prall aufgepumpt, einfach keinen Halt in dem weichen Morast.
Mein Mitstreiter war natürlich nicht mehr zu sehen. Wahrscheinlich freute er sich insgeheim, dass ich nicht mehr in seiner Nähe war. Freute er sich vielleicht zu früh?
Auch der Hirsch-Trail war stellenweise sehr glitschig. Es gab seit dem Start schon keine Möglichkeit zu verschnaufen. Durchgehend war volle Konzentration gefragt. Jede Sekunde musste man damit rechnen, dass das Vorderrad rutschte und man die Kontrolle verlor. Das Hinterrad keinen Halt finden wollte oder auf einer Wurzel ausbrach.
Trotz allem konnte ich noch vier Kontrahenten einholen. Einer war gestürzt! Nach seiner Aussage war zum Glück nix passiert und ich konnte guten Gewissens meinen Kampf gegen den Schlamm und den Mitstreitern fortsetzen.
Nachdem der Hirsch-Trail geschafft war, führte die Strecke auf dem eigentlichen Rundkurs vom Hirsch weiter. Es folgte ein langer Waldweg mit einer stetigen aber moderaten Steigung. Ich fühlte mich auf einmal fitter als je zuvor an diesem Renntag. Mit drei weiteren Fahrern im Blick, kurbelte ich mich Meter für Meter näher an sie ran.
Am “alten Schweden“ vorbei, zog die Strecke um einige Prozente an. Ein Vorteil für mich! Schneller unterwegs, aber doch von den ersten Strapazen erholt, konnte ich den ersten Beiden am Hinterrad kleben. Nun führte die Strecke auf einem Abschnitt des Fuchs-Trails. Wieder ein Wiesenweg, wieder schlammig. Doch es war nur eine kurze Etappe, dann folgte wieder ein normaler Waldweg. Der Untergrund wechselte kurz drauf von Schotter auf Asphalt.
Die Alpenüberquerung machte sich bezahlt. Ich konnte die ersten Beiden überholen. Darauf eingestellt, dass die restliche Streckführung weiter auf dem “Fuchs“ verläuft, trat ich nochmal kräftig in die Pedale. Doch viel früher als erwartet, zeigte ein kleiner Pfeil nach rechts von dem schönen und schnellen Streckenabschnitt fort.
Der Blick führte auf das steilste Stück des ganzen Rennens. Nun sollte es parallel zur Sommerrodelbahn zurück auf den Hoherodskopf gehen. Wenn es durchgehend steil aufwärts gegangen wäre, wäre es ja vielleicht noch okay gewesen. Aber so waren immer wieder noch steilere Rampen an dem Terrassenartigen Hang zu bewältigen.
Und wen hatte ich jetzt vor mir? Mein Zeitgenosse vom ersten Teil des Hirsch-Trails! Er war auf einmal wieder in greifbarer Nähe.
Da ich in etwa wusste was noch kommen sollte, konnte ich nochmal kräftig Druck auf die Pedalen pressen. Der Zeitgenosse wurde zum Kontrahenten und noch vor der Kuppe konnte ich ihn einholen. Die restliche Strecke ging über das Magergras rasant weiter. Nur bei der Abfahrt zur Taufsteinhütte musste man stellenweise nochmal auf herausragende Steine achten. Mit einem Sprung über die Bundesstraße waren es nur noch wenige Meter bis zur Zieleinfahrt.
Fast zeitgleich mit einem Mädel rollte ich über die Matte der Zeitnahme… Ich ließ ihr dank meines Vorsprungs zum Hintermann den Vortritt über die langersehnte Ziellinie zu rollen.
Ein ärgerlicher 16. Platz wurde von mir erreicht. Top 10 war mein Ziel! Nur durch die völlig bescheuerte Idee an dem Fahrwerk und dem Luftdruck was zu ändern, vermasselte ich mir das Rennen. Aber ok, die Knochen sind heil geblieben, es gab keine Schäden am Fahrrad, ich bin Sturzfrei in das Ziel gekommen… Was will man mehr!?
Stolz war ich auf meine Partnerin. Bei ihrem zweiten Rennen konnte sie trotz harter Konkurrenz den vierten Platz belegen!
Im Nachhinein ist das alles ja gar nicht mehr so schlimm gewesen. Zumindest nicht schlimm genug, um sich nicht aufs nächste Jahr zu freuen!
Ich hoffe es bleibt bei dieser Form des Vulkan-Bike-Marathons. Ich bin mir sicher, wenn das Wetter mitgespielt hätte, dann wäre es ein sehr schnelles Rennen geworden… Bis auf den Wildsau-Trail. Denn, der Name ist Programm, Der Trail ist und bleibt einfach eine harte “Sau“.
An dieser Stelle vielen Dank an den TGV. Sie haben mit ihren zahlreichen Helfern wieder ein schönes Event auf die Beine gestellt.
Aber ein noch größerer Dank geht an dieser Stelle Klaus Marbe alias Kokopelli. Denn ohne Ihn und seine fleißigen Helfer, hätte die Strecke bei weitem nicht so ausgesehen wie sie ausgesehen hat! Nur durch seinen Fleiß, seiner Geduld und seinen Freunden wurden die Trails Fuchs, Hirsch, und Wildsau geschaffen.
Ich bin mir sicher, dass das in Zukunft auch nicht die letzten und einzigen Trails im Vogelsberg sein werden… Denn langsam etabliert sich der MTB-Sport immer mehr auf dem Hoherodskopf. Die Stadt Schotten und die zuständigen Behörden denken langsam um, und sehen nicht mehr die Bilder von “wilden Rowdys“ in der MTB-Szene.
Aber das das dabei bleibt, liegt natürlich an uns selber. Ein freundliches “Hallo“ und ein Funken Rücksicht auf die anderen Wald- und Forstbesucher reichen dabei vollkommen aus. Egal ob ein grobstolliger Wanderschuh, ein leichter Laufschuh oder einfach Familien beim Spaziergang…, jeder hat das gleiche Recht die Natur auf seiner Weise zu nutzen.
Beste Grüße…