Planlos ins Reich der Kelten
Keltenwelt Glauberg
23.06.2013
Meine Augen öffneten sich heute Morgen, die Lider waren aber noch sooooo schwer! „Eine Stunde geht noch und dann stehe ich langsam auf…“
Aber dann schoss mir der letzte Gedanke, den ich hatte bevor ich eingeschlafen war, in den Kopf. Den freien Sonntag wollte ich nutzen um mal wieder ein paar Kilometer auf dem Fahrrad zu sitzen. Das erste Mal seit der Justizmeisterschaft! Durch eine Hand-OP war ich ja in den letzten 3 Wochen beeinträchtigt und ein paar Kilometer tun bestimmt mal gut.
Luft nachpumpen, Trinkflaschen füllen, den kleinen Rucksack mit Ersatzschlauch und Luftpumpe etc. bestücken, waren die ersten Dinge die ich erledigen sollte. Ein Kaffee, ein wenig Obst frühstücken und die Tour konnte starten.
Aber wohin? Ich rollte die Stichstraße runter, bog ab Richtung Hauptstrasse und machte mir das erste Mal Gedanken wo ich überhaupt lang wollte.
Da ich in den nächsten Wochen den “Bahnradweg Hessen“ abradeln möchte, dachte ich, ich fahre mal nach Hanau. In Hanau könnte ich ja mal schauen wo der Weg beginnt bzw. endet. Wo ich, wenn ich von Bad Hersfeld starte, raus komme…
Schnell war ich am Main entlang in Hanau angekommen, über die Brücke und links ab Richtung Schloss Wilhelmsbad. Da war er schon, der Bahntrassenweg!
Da ich nichts Besseres zu tun hatte, folgte ich einfach mal der Beschilderung. Es ging raus aus Hanau über Mittelbuchen nach Bruchköbel. Bis auf ein Teilstück, wo wegen einer Baustelle die Beschilderung komplett weg war, konnte sich die ausgezeichnete Beschilderung sehen lassen.
Unterwegs lud ich meine App “Radplaner Hessen“ auf mein Display und schaute was denn so alles vor mir lag wenn ich den Weg noch ein wenig folgte.
Ich dachte, dass es auch eigentlich echt egal wäre! „Ich schaue immer mal auf meinen Tacho, wenn ich denke, dass ich genug habe drehe ich einfach wieder um.“ Dachte ich laut. Das ich die angezeigten Kilometer dann wieder zurück musste war mir durchaus bewusst.
Also folgte ich dem Weg immer weiter. Im Gegensatz zum Main-Radweg machte es richtig Spaß diesem Radweg zu folgen. Die Beschilderung war lobenswert!
Vorbei an Schöneck und Nidderau ging es zunächst hügelig, mit der Einen oder Anderen rasanten Abfahrt nach Altenstadt. Ein kräftiger Rückenwind schob mich dazu noch an.
Bis Altenstadt, abgesehen vom Stadtgebiet, verlief die Strecke auf Forst- und Waldwegen. Ab Altenstadt auf einem Feldweg, parallel zu den Gleisen einer Bahntrasse die noch in betrieb ist. Wo sind denn die schönen stillgelegten Bahntrassen auf denen der Weg führen sollte?
An Lindheim und Enzheim vorbei zeigte mein Tacho über 40km an. Den nächsten Ort wollte ich noch mitnehmen, dann sollte es wieder zurück gehen. Etwa 100 km wären ein schöner Einstieg, dachte ich mir. Und radelte bis Glauberg.
Glauberg, woher kannte ich das nur? Glauberg gehörte zu Glauburg…. Aber sonst?
Vom Radweg aus, konnte ich an einer Kreuzung am Ortseingang ein braunes Schild mit weißer Aufschrift erkennen. Diese zeigen üblicherweise Sehenswürdigkeiten an. Also fuhr ich es an um zu sehen wo es denn hin gehen könnte.
Das ich mich einige Höhenmeter später etwa 7000 Jahre zurückversetze, hätte ich niemals gedacht. Willkommen in der “Keltenwelt am Glauberg“!
Da ich kein Fahrradschloss dabei hatte, wollte ich das Museum nicht anschauen. Aber über einen archäologisch-naturkundlichen Lehrpfad, konnte ich, mit dem Fahrrad nebenher schiebend, wunderschön durch die Geschichte der keltischen Wällen, sowie den Überresten der Wohnanlagen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. Wandern. Sogar die Überreste der urkundlich erwähnten Reichsburg aus dem 12./13. Jahrhundert konnte man auf dem Glauberg-Plateau bestaunen.
Grundmauern der ehemalige Wohnhäuser (Erfinder der Reihenhäuser?)
Nachdem ich meine Runde über das Glaubberg-Plateau beendet hatte, schaute ich mir aus der Ferne noch den Grabhügel mit der sogenannten “Prozessionsstrasse“ an.
Zunächst ging es rasant den Fußweg zurück nach Glauberg, vorbei am Bahnhof und zurück auf den Fahrradweg. Jetzt lagen noch etwa 45 Kilometer Heimweg vor mir. Aber nicht mit schönem Rückenwind, sondern jetzt wollte der Wind wieder angekämpft werden.
Heute hatte ich genug Zeit und eine überschaubare Strecke vor mir. Wenn es auch ermüdend werden sollte, vom Wind wollte ich mich heute nicht ärgern lassen. Es gibt ja mittlerweile kaum noch eine Tour wo Petrus nicht kräftig pustet…
Der Rückweg verlief ebenfalls bestens. Durch Altenstadt, Höchst, sowie Eichen zurück bis Mittelbuchen. Hier musste ich auch noch mal stoppen, dieses schöne Bauwerk wollte ich doch noch bildlich festhalten.
Das ehemalige Nordtor mit Wachturm aus dem Jahre 1814.
Durch Hanau ging es zurück an den Main, Dietesheim, Mühlheim und durch den Wald zurück nach hause.
Ohne Ziel bin ich morgens los gefahren, mit der Erkenntnis das vor 7000 Jahren die Kelten auf dem Glauberg lebten, einem Einblick dank der freigelegten Grundmauern und ein bisschen Vorstellungsvermögen durch die Hinweistafeln mit den Erklärungen zu den Details, schaue ich auf eine zwar bewölkten, aber trockenen und teils sonnigen Tag zurück.
Es hat mal wieder Spaß gemacht, die Tour ohne Planung…. So wie ich es mag!
89,17 km
4,05 Std
19,80 km/h (durchschnitt)
560 HM
4% ordentliche Durchschnittsteigung
18% max. Steigung