Der Main-Radweg

Main-Radweg

Der einsame Kampf gegen den Wind

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Copyright by Marco Schindler

1. Fernweh

2. Vorplanung

3. Anreise

4. Start an der Rotmainquelle

5. Der einsame Kampf gegen den Wind

6. Endspurt

7. Rückblick

1. Fernweh

Seit längerem schwebte der Gedanke in mir eine “Neue Tour“ zu starten.

Da es letztes Jahr, u.a. auch wegen dem längeren Namibia-Urlaub, zeitlich bedingt nicht in den Rahmen passte, kam in mir schon seit einigen Wochen die Sehnsucht nach einem neuen Abenteuer auf.

Geplant ist zwar im September die Elbe-Tour, von Prag entlang der Moldau bis zur Mündung in die Elbe, von dort aus weiter durch das Elbsandsteingebirge vorbei an Dresden und Hamburg bis hoch nach Cuxhaven.

Aber da es mir bis dahin noch zu lange dauerte, schob ich mir mit etwa 600km eine etwas kürzere Strecke von Creußen im Bayrischen Fichtelgebirge bis nach Mainz, ein. Kurz gesagt, ich wollte mit dem Fahrrad den Main entlang fahren, von Quelle bis zur Mündung.

Gestartet wurde wie gesagt an der Quelle des “roten Main“ in Creußen, von dort nach Steinhausen wo sich der “rote“ und der “weiße Main“ vereinen und weiter auf dem Mainradweg über Bamberg, Schweinfurt, Würzburg, Mühlheim bis nach Wiesbaden / Mainz-Kastel.

Über 600km sollte sich landschaftlich eine reizvolle Kulisse darstellen. Reizvoll sollte mit Sicherheit auch der verspätete Frühling mit seiner natürlichen Farbenvielfalt sein.

Geplant wurde bis auf die Anreise nach Creußen wie immer nichts, Übernachtungen sollten spontan entschieden werden. Eventuell wollte ich mir noch eine persönliche Herausforderung einbauen. Morgens sollte die rote Mainquelle besucht und von dort aus die Tour gestartet werden.

Natürlich sollte diese Tour auch einen positiven Nebeneffekt haben. Am 02.Juni fand die Deutsche MTB-Meisterschaft im Rahmen des Hunsrück-Marathons in Rhens statt. Da ich mich mit dem Ziel unter den TOP-10 ins Ziel zu kommen angemeldet hatte, sollte der Main mein persönliches Trainingslager werden und erhoffte mir mit den anstehenden Kilometern eine gute konditionelle Grundlage zu schaffen.

Ich hoffte meine alten “Weggefährten“ würden mich wie bei meiner Flensburg-Zürich-Tour über FB begleiten und mich so mit ihren Beiträgen motivieren. Verfolgen konnte man mich über kleine Blogs die ich Abends ins Netz gestellt hatte. Und ich vermutete mal, es würde im Nachhinein auch wieder diesen kleinen Reisebericht geben.

Also hoffte ich auf gutes Wetter, eine pannenfreie Fahrt ohne Kettenriss oder Speichenbruch.

Gestartet wurde am 18.05.2013 mit der Bahn nach Creußen, am selben Tag wollte ich die Mainquelle besuchen und am nächsten Tag die Tour starten….

Main-Radkarte

2.Vorplanung

Meine Vorplanung zur Main-Tour, zumindest das bisschen was geplant werden sollte, war nun fast abgeschlossen. Es gab noch ein paar Kleinigkeiten zu organisieren bzw. einzukaufen. Im Großen und Ganzen war bis auf das Packen des Rucksacks alles abgeschlossen.

Zum Thema Packen…

Als Gegenüberstellung hatte ich noch mal die Liste von der Deutschlandtour Flensburg – Zürich ausgegraben und listete hier noch mal stichpunktartig auf, auf was ich dieses Mal verzichten wollte und was ich benötigen konnte.

Flensburg                                                         > Zürich Main-Radweg

Zum Radeln:                                                                             Zum Radeln:

– 2x Trikot                                                                                   – 2x Trikot (zum wechseln)

– 2x Funktionsunterhemden                                                   – 1x Funktionsunterhemden

– 2 Radhosen                                                                            – 1x Radhose

– 1 lange Radhose                                                                    – 1 lange Radhose (noch nicht sicher)

– 1 wärmere Windjacke                                                           – 1x Softshell-Jacke lang

– 1 Regenjacke                                                                          – 1 Regenjacke

– Fahrradschuhe                                                                        – 1 Fahradschuhe

– 2P Funktionssocken – 3P Funktionssocken

– 1 Funktionsshirt – —

Für abends: Für abends

– 2 T-Shirts – —

– 1 Outdoor-Hose – 1 Outdoor-Hose

– 2P Socken – —

– 3 U-Hosen – 3 U-Hosen

– 1 Langarmshirt – —

– 2 kl Handtücher – 1 kl. Handtuch

– Badelatschen – Badelatschen

Werkzeug: Werkzeug:

– Multitool – Multitool

– 2x Ersatzschlauch – 1x Ersatzschlauch

– 2x Kettenschlösser – 2x Kettenschlösser

– Panzertape – Panzertape

– Kabelbinder – Kabelbinder

– Kl. Schraubendreher – —

– 1 Dose Kettenspray – 1 Dose Kettspray

– Luftpumpe – Luftpumpe

Für die Verpflegung: Für die Verpflegung:

– 8 Päckchen Energygel – 5 Energiegel

– 8 Riegel – 5 Müsliriegel

Erste Hilfe / Körperpflege: Erste Hilfe / Körperpflege:

– Vaseline – —

– Bephantenhol – —

– Mobilat – Voltaren

– Probepäckchen Duschgel (Gewichtseinsparung) – 3x Probepäckchen Duschgel

– Zahnbürste u. co – Zahnbürste u. co

Gewichtseinsparung von ungefähr 1 – 1,5 kg

Eigentlich wollte ich in Mühlheim mit dem Zug starten. Da das Bayern-Ticket von Aschaffenburg mit einem Fahrpreis von 22,-€ (ungefähr die Hälfte) jedoch wesentlich günstiger ist, werde ich meine Tour am 18.05. am Bhf Aschaffenburg beginnen. Die Fahrdauer wird mit zwei Umsteigebahnhöfen um die 4,5 Stunden betragen.

Wenn ich gegen 12 Uhr in Creußen angekommen bin, werde ich die ersten Bike – Kilometer in Angriff nehmen und die in etwa 8 km entfernte “rote“ Mainquelle ansteuern.

Danach werde ich wohl meine Unterkunft, Brau- u. Landgasthof Kürzendörfer in Creußen wo ich ein Einzelzimmer für 35,-€ incl. Frühstück ergattern konnte, aufsuchen.

Da Creußen als Töpferstadt bekannt ist, werde ich mir wenn es die Zeit noch zulässt ein wenig Kultur geben, ansonsten bei einem Haustrunk den Abend gemütlich ausklingen lassen.

Am Sonntag der 19.05 ist dann Start der ersten Tagesetappe. Ziel 200km….

Danach gibt es wie gewohnt keine Planung mehr, wir werden sehen was ich abends zu berichten habe. 200km? Mehr oder weniger? Unterkunft ja oder nein? Wir werden sehen…!

Ich bin selber gespannt was mich auf dieser Tour erwarten wird, was ich erleben werde. Ob der Main mich genauso langweilen und mental auslutschen wird wie die Etappen am Rhein, oder ob die wechselnde Landschaft und die Natur die Eintönigkeit eines Flusses wieder wett machen können.

Wir werden es sehen…

Also bleibt mir nur noch die Hoffnung auf schönes trockenes Wetter mit angenehmen Temperaturen, ca. 600km ohne Plattfuß, Ketten- oder Speichenbruch

3. Anreise

Obwohl die Wetterprognose nicht die größte Hoffnung auf eine trockene Tour machte, packte ich mein Rucksack nach dem oben aufgelisteten Plan. Bei dem einen oder anderen Bekleidungsstück haderte ich ob es benötigt wird oder ob ich noch ein Teil mehr mitnehmen sollte. Letztendlich entschied ich mich aber an meinem Packplan festzuhalten. Schließlich wollte ich nur 3 Tage unterwegs sein und ein Gewicht um die 5 kg empfand ich als passabel. Den einzigen Nachteil sah ich an diesem Pfingstwochenende, dass auf dem Sonntag ein Feiertag folgte und gleich an 2 Tagen die Geschäfte geschlossen sein sollten. So sollte es schwierig werden falls was benötigt werden sollte es kaufen zu können.

So verlud ich noch schnell mein auf “Tour“ umgebautes MTB-Bike und lies mich pünktlich zum Aschaffenburger Bahnhof bringen. Da ich ausreichend Zeit mitbrachte holte ich mir noch ein frischen Kaffee und ein mit dicken Streuseln belegten Apfelkuchen.

Der Zug fuhr pünktlich in den Bahnhof ein. Da ich der Einzige mit einem Fahrrad am Bahnsteig stand machte ich mir schon mal um ein Platzproblem keine Sorgen. Bis jetzt viel mir auch noch nicht auf, dass ich ein Fahrradticket am Schalter hätte dazu buchen müssen.

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Mit einer sichtlich genervten Schaffnerin folgend stieg ich dem Fahrradabteil zu. Der Grund ihres Unmutes wurde nun ersichtlich. Das Abteil war mit 7 Punks belagert, die nach einer durchzechten Nacht jetzt wohl auf der Heimreise waren. Teils auf dem Boden, teils auf den Klappsitzen abhängend und versuchten coole Sprüche zu reisen. Die Schaffnerin raunte sie an, dass sie, falls mehr Radfahrer zusteigen würden, das Abteil zu räumen hätten. Die Fahrt ging recht ruhig vorüber. Zwischendurch stieg noch ein Biker zu. Die Punks räumten zwar nicht das Abteil, rückten aber brummelnd weiter zusammen um den nötigen Platz zu schaffen.

Mein erster Umsteigebahnhof wurde pünktlich erreicht. Jetzt sollte es von Würzburg nach Nürnberg gehen. Hier standen schon mehrere Radfahrer mit ihren Velos am Bahnsteig. Da dieser Zug jedoch mehrere Fahrradabteilungen hatte, verteilten sich die Fahrgäste in dem Zug. Als ich mein gewähltes Abteil betrat stand ein Bike gesichert an der Wand. Ich stellte meins vorsichtig dazu und sicherte es soweit, dass es die Zugfahrt kratzerfrei und heile übersteht. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben.

 photo (12)In letzter Minute stieg noch eine Gruppe mit mehreren Fahrrädern dazu, Rücksicht kannten sie mit ihren in die Jahre gekommenen Drahteseln keine und knallten ein Bike nach dem anderen vor unsere gesicherten Fahrrädern.

Da ich schon einige Minuten im Zug wartend verbrachte nahm ich als erste Stärkung mein gekauften Apfelkuchen in Angriff. Als der Zug anfuhr schaute ich noch mal nach und stellte fest, dass der Bremshebel von einem Bike auf dem Oberrohr von meinem Rahmen kratzte. Da einer von den Typen meinen angesäuerten Gesichtsausdruck bemerkte, kam dieser gleich an und wollte die Situation mit einer Plastiktüte, die er zwischen den Bremshebel und meinen Rahmen klemmte, retten. Da schon ein dicker Kratzer zu sehen und ich in einer Plastiktüte keine große Polsterung sah, nahm ich den Pappdeckel von meinem Apfelkuchen und verhinderte, indem ich diesen dazwischen klemmte, schlimmeres.

Da in den ohnehin schon vollen Zug bei den weiteren Bahnhöfen immer mehr Gäste einstiegen, räumte ich für einen älteren Herren meinen Platz und stellte mich in den Gang. Eine Sitzreihe weiter saßen zwar zwei junge Mädels, die mit ihren Taschen zwei weitere Sitzplätze blockierten. Aber schon mit ihrer arroganten Art machten sie nicht den Anschein die Rücksäcke unter die Bank zu schieben um Platz zu machen. Beim nächsten Bahnhof stiegen zwar wieder ein paar Leute aus, jedoch kamen auch hier ältere Generationen dazu. Also räumte ich wieder meinen ergatterten Sitzplatz, den eine ältere Dame dankend und sichtlich überrascht in Anspruch nahm. So verbrachte ich die Zugfahrt bis zum nächsten Umsteigebahnhof im Stehen.

Nach gut 2 Std stehend, kamen wir in Nürnberg an. Da das Entladen der ganzen Bikes etwas Zeit in Anspruch nahm, eilte ich vom Bahnsteig 4 zum Bahnsteig 16. Am Bahnsteig angekommen, hatte ich doch noch mehr Zeit als erwartet. Mit dem frühen zustieg in den bereits eingefahrenen Zug, hatte ich den richtigen Riecher. Wieder war ich einer der ersten die das Fahrradabteil betraten. Mein Bike sicher abgestellt, suchte ich mir einen Platz in Sichtweite und hoffte, dass ich nicht wieder aus Gutmütigkeit die Fahrt im Stehen verbringen musste. Diesmal traf die Rücksichtslosigkeit einer Fahrradgruppe einen Rennradfahrer. Wir stiegen zeitgleich in den Zug und stellten unsere Fahrräder an die gegenüberliegenden Wände. Da ich meins vor einigen anderen stellte, war die Sperrzone erreicht und es konnte kein weiteres dazugestellt werde. Anders bei dem Rennrad, da knallte einer sein ohnehin schweres Tourenbike inklusive vollgepackte Satteltaschen schön auf sein Karbon-Rahmen, worauf der Rennradfahrer laut schimpfend aufsprang.

Da immer mehr Radfahrer zusteigen wollten, jedoch absolut kein Platz mehr für weitere Bikes vorhanden war, wurden sie von dem Schaffner mit den Worten „Sicherheit geht vor…“ auf den nächsten Zug verwiesen.

So hatte ich Glück, denn ich war einer der ersten und hatte somit mein Sitzplatz gesichert. Bis hier wusste ich ja genauso wenig wie der Schaffner, dass ich überhaupt kein Ticket für mein Bike hatte. Zumindest wurde das von den zwei vorangegangenen Schaffnerinnen ignoriert.

Da die abgewiesenen Radreisenden eine lautstarke Diskussion mit dem Schaffner führten, betrat dieser nach Abfahrt auch etwas angesäuert das Abteil. Nach einigen Fahrgästen kam ich an die Reihe: „Fahrkarte, bitte!“ Ich hielt ihm mein Computerausdruck hin, dann kam die Überraschung! „Wo ist ihr Veloticket?“ „Ähm ja…“ Ich entschuldigte mich höflich bei ihm und schilderte, dass ich aufgrund der Buchungsoptionen im Internet keine Fahrkarte für Fahrräder dazu buchen konnte. Da die vorangegangenen Schaffnerinnen auch nichts bemängelten bin ich davon ausgegangen, dass es so seine Richtigkeit habe. Der Schaffner lies Milde walten und verkaufte mir ein Fahrrad-Ticket ohne weitere Strafaufschläge.

Mein Vierersitz teilte ich mit 3 weiteren “Tourenbiker“. Insgesamt waren sie eine Gruppe von 4 Männer und 2 Frauen. Die Route war fast identisch. Sie hatten vor nicht an der Quelle, sondern in Bayreuth zu starten. Ziel sollte auch Mainz sein. „Nur nicht ganz so schnell…“ In Bayreuth würden noch 2 Freunde dazukommen, dann würden sie die Tour gemütlich in Angriff nehmen, da sie sich über eine Woche eingeplant hätten.

Sie erzählten, dass sie schon einige Flüsse in Deutschland abgefahren wären, und dass sie sich jedes Jahr wieder auf eine neue Tour freuen würden.

Da ich eine Station vor Bayreuth, in Creussen, aussteigen musste, verabschiedeten wir uns herzlich und wünschten uns gegenseitig ein gutes Gelingen. „Wir sehen uns irgendwo am Main“ waren die letzten Worte.

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Am Bahnhof zog ich mir erstmal meine Fahrradhose an und schaute in meinem Smartphone, in welcher Richtung mein bereits gebuchtes Gasthaus lag. Jedoch wollte dieses, außer die Straße und den Ort Creußen, nichts genaues ausspucken. Also rollte ich zunächst erstmal den Berg runter in den Ort. Hier entdeckte ich das erste Mal den roten Main, als kleiner Bach. Da neben der Brücke ein Getränkemarkt lag, füllte ich meine Getränkeflaschen und fragte bei der Gelegenheit nach dem Weg zum Gasthaus. Hier stellte ich das erste Mal fest, dass das Gasthaus nicht wie im Internet beschrieben in Creußen, sondern im ca. 8km entfernten Lindenhardt lag. Da es gerade kurz nach 12 Uhr war, beschloss ich zunächst die Rotmainquelle zu besuchen und danach nach meiner Unterkunft zu suchen. Laut Beschreibung der netten Verkäuferin und einem Landwirt, sollte Lindenhardt nicht weit von der Mainquelle liegen. Der Landwirt bot mir an, mich samt Bike mit zur Quelle zu nehmen, da sein Hof nicht weit davon liegen würde. „So musst net den Berg hoch strampeln…“ lachte der nette Herr. Ich lehnte jedoch dankend ab und fuhr in die mir gezeigte Richtung.

Es ging zunächst ein Stück Landstrasse aus Creußen raus, 2 km weiter rechts in einem Feldweg, durch ein kleines Waldstück, durchs Feld. Nach ein paar Kilometern mit leichten Steigungen wieder in ein Wald. Ab da zog die Steigung stetig an, der Weg schlängelte sich Höhenmeter für Höhenmeter aufwärts. Hier traf ich eine Familie auf Wanderurlaub, sie fragten mich wieviel km/h ich fahren würde und stellten wohl fest, dass ich auf zwei Rädern, auch nicht viel schneller den Berg hoch kam, als sie zu Fuß. An einer Kreuzung ging es links ab und nach einer kurzen Abfahrt zeigte ein Schild in einen Trampelpfad zur Rotmainquelle. Da der Untergrund mit Wurzeln gespickt und sehr feucht war, schob ich mein Bike die 200Meter. Mehrere Bänke und Tische zeigten, dass ich an meinem ersten Ziel angekommen war. Die Rotmainquelle in der Fränkischen-Schweiz auf 581 m.ü.NN.

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DSC01053Da es noch früh am Mittag war, schaute ich mir die Quelle an, setzte mich auf einen Stein und wärmte mich an dem doch nicht ganz so warmen Tag an den Sonnenstrahlen. Ich genoss die Ruhe, lauschte der Natur, den Vögeln und blickte in den frischen grünen Wald, der nach diesem langen Winter noch am Aufblühen war. Ich schaute dem Rinnsal der Quelle hinterher und staunte, dass sich dieser nach wenigen Kilometern doch schon zu einem kleinen Bach entwickelte. Ich überlegte, ob ich das Zimmer absagen und die Tour jetzt noch starten sollte. Ich schaute auf die Uhr, und versuchte einzuschätzen, wieviele Kilometer ich an diesem Tag noch schaffen und welchen Ort ich noch erreichen würde. Verwarf aber den Plan, da ich auch mal ein paar Stunden Ruhe nach den letzten stressigen Tagen gebrauchen konnte.

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Nach einiger Zeit kam auch die Wanderfamilie an. Scheinbar war ich doch um einiges schneller. Jedoch war es nun mit der Ruhe vorbei und ich entschloss mich Richtung Gasthaus aufzumachen. Mein Smartphone zeigte mir die Richtung und ich rollte fast durchgehend bis nach Lindenhardt. Erstaunt und erfreut das der kleine Ort doch so nah an der Mainquelle lag rollte ich genau auf das markante Blockhaus, indem sich das Gast- und Brauhaus befindet zu.

Nach dem Einchecken, rief die sehr nette und hilfsbereite Besitzerin ihren Mann an, der mein Bike sicher in das Getränkelager einschloss. Erst auf dem Rückweg ins Gasthaus bemerkte ich, dass ich mit meine grobstolligen MTB-Schuhe, wo sich durch den Trampelpfad die Sohlen mit Erde und Schlamm zugesetzt hatten, meine Spuren in Form von Erdstücken im ganzen Gasthaus hinterlassen hatte. Ich entschuldigte mich und bot an, die Erde selber aufzukehren, welches die Bedienung jedoch abwehrte und sich selber die Mühe machte. Ich zog meine Schuhe aus um sie draußen abzuklopfen und ging in Strümpfen erst mal auf mein Zimmer. Nachdem Duschen legte ich mich kurz aufs Bett und schlief tief und fest ein. Jetzt war ich mir sicher, dass es die richtige Entscheidung war, den Start nicht vorzuziehen.

Nach dem Mittagschläfchen sonnte ich mich auf der Terrasse. Im Anschluss lies ich den frühen Abend in gemütlicher Atmosphäre, mit leckerem Hausbräu und einem schönem Schnitzel ausklingen.

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15,58 km

1,00 Std

15,04 km/h / Durchschnitt

239 HM

4. Start an der Rotmainquelle

Pünktlich um 7:00Uhr klingelte der Wecker, Frühstück war für 7:30Uhr angesagt. Ich packte meinen Rucksack wieder zusammen und ging nach unten. Frühstück war nach bayrischer Art reichlich und mit frischer Wurst vom Metzger sehr geschmackvoll. Entsprechend meines Tagesziels von 200km, schuf ich mir die erste nötige Grundlage.

Eigentlich wollte ich, da ich die Quelle ja schon besichtigt hatte, direkt nach Creußen und von dort dem Main-Radweg folgen. Das hatte ich jedoch im Laufe der letzten Stunde über den Haufen geworfen und mein Plan sah nun wie folgt aus: Gemütlich hoch zur Rotmainquelle fahren damit die Muskeln ein wenig warm werden, von dort aus auf dem Main-Radweg durchstarten. Ziel? Ungewiss, wie immer bei meinen Touren!

DSC01060Ich ließ mein Bike wieder aus dem Getränkelager befreien und verabschiedete mich dankbar von den Besitzern des Gasthauses. Die Zimmer, das Ambiente, sowie das Selbstgebraute kann ich an dieser Stelle nur empfehlen!

So schnallte ich meinen Rucksack auf den Rücken und radelte gemütlich den Berg wieder hoch zur Quelle. Der strahlendblaue Himmel versprach einen sonnigen, warmen Tag. Über das Wetter oder was mich das Wetter betreffend heute noch erwarten könnte machte ich mir keine Gedanken.

Es sollte nicht lange dauern da kam ich auch schon an der kleinen Abzweigung zur Quelle an. Wenn ich am Tag zuvor 300Meter weiter gefahren wäre, hätte ich mir den Trampelpfad und die dreckigen Schuhe sparen können.

Also blieb ich noch mal kurz stehen, schaute auf das Rohr aus dem die Quelle floß, drehte mich kurz um und schaute dem Rinnsal nach. Ich warf ein Stöckchen in das Wasser und sagte vor mich hin: „Ca. 600km, drei Tage, wir sehen uns an der Mündung!“

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Ich setzte mich wieder auf mein Bike, strampelte die kurze Abfahrt vom Vortag wieder hoch und bog in Richtung Creußen ab. Jetzt ging es ja bis Creußen fast nur abwärts. Auf den ersten Kilometern brauchte man nicht in die Pedale zu drehten und man konnte sich rollen lassen. So kam ich recht zügig auf die Landstraße, rollte runter nach Creußen und blieb kurz auf der ersten Brücke stehen. Erstaunlich wie schnell sich der Rinnsal nach knapp 8km zu einem Bachlauf entwickelt hat.

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Ich machte mich zügig weiter, der Main-Radweg war neben zwei weiteren Radwegen Richtung Bahnhof ausgewiesen. Da zunächst keine Schilder zu sehen waren, folgte ich der Landstraße bis hinter dem Bahnhof. Hier zeigten die Beschilderungen der zwei Radwege weg von der Landstraße. Der Weg war mit einem weißem Schild mit einem großem “M“, der zweite als Fichtelgebirgs-Radweg ausgezeichnet und führten hier auf ein Trampelpfad / Singletrail.

Im Vorfeld hatte ich gelesen, dass beide Wege ebenfalls nach Bayreuth gehen. Von der Beschilderung des Main-Radwegs war jedoch weit und breit nichts mehr zu sehen. So dachte ich mir, dass die Wege vielleicht parallel verlaufen. Dies ist ja bei vielen Rad- und Wanderwegen keine Seltenheit.

Dies sollte sich leider nicht bestätigen und ich landete auf einem Weg, wo eher grobstollige MTB-Reifen angebracht gewesen wären. So quälte ich mich mit meinen dünnen Tourenreifen durch schlammige und wurzelreichen Passagen, sowie mit kurzen steilen Anstiegen und Abfahrten. Nach gefühlten 10km, die jedoch nicht länger als 2 km waren, kam ich zunächst wieder auf ein asphaltiertes Stück Straße. Nach jedem schwierigen Teil wurde mir klarer, dass ich definitiv nicht richtig sein konnte, denn welcher Radwegplaner würde eine ältere Gruppe über solche Wege führen wollen?

Da ich aber auch keine Lust hatte wieder umzukehren und der weitere Weg ja vielversprechend aussah, folgte ich von nun an dem großen “M“. So ging es auf Asphalt einen kleinen Anstieg hoch und auf einem Schotterweg über einen kleinen Bauernhof. Der Weg führte direkt durch eine Scheune. Auf dem folgenden Wiesenweg ging es zu weitere kleine Bauernhäuschen. Auf der Wiese saßen einige Hühner, die erst vom Weg gescheucht werden wollten, bevor ich auf diesen weiterfahren konnte. „Naja, wenigstens ist hier noch die Welt in Ordnung“ dachte ich mir, und setzte meinen Weg fort. Hier sollte ich eine weitere Erkenntnis bekommen. Es gibt wirklich noch Landstraßen in Deutschland die kleine Ortschaften verbinden, die nicht asphaltiert sind. Nach einer Abfahrt kam ich wieder an den Main. Jedoch war auch hier weit und breit kein Schild vom eigentlichen Main-Radweg zu sehen. Also folgte ich weiter dem “M“ und dem “Fichtelgebirgs-Radweg“ mit dem Ziel Bayreuth.

Der Weg führte wieder weg vom Main und ging auf einem geschotterten Forstweg steil aufwärts in den Wald. So strampelte ich einige Höhenmeter hinauf um festzustellen, dass der ausgewiesene Weg doch noch eine Steigerung als Überraschung parat hatte. Wieder führte die Beschilderung weg von dem geschotterten Forstweg und sollte auf einem weiteren Single-Trail weiterführen. Mit einem Stollenreifen wäre es vielleicht ein Traum gewesen, aber so musste ich passen.

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Ich kehrte zurück auf den Forstweg und trat weiter in die Pedale, um den schier niemals enden wollenden Berg zu erklimmen. Oben ging es aus dem Wald hinaus, über zahlreiche Wiesen und Felder in einen kleinen Ort namens Emtmannsberg. Da der Ausblick atemberaubend war, entdeckte ich den Rotmain, sowie Bayreuth. Mein Gedanke war, dass ich vorerst mal den Landstrassen bis Bayreuth folgen werde. Von dort aus würde ich sicherlich wieder auf den Main-Radweg stoßen. So hielt ich mich über Schamelsberg nach Neunkirchen am Main. Hier fiel mir auf, dass immer mehr Radfahrer den Weg kreuzten. Und siehe da, der Mainradweg war wieder da. So sollte es auch nicht mehr lange dauern und ich passierte das Ortsschild von Bayreuth.

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Bayreuth sollte nicht mein Ziel sein und 200km wollten erreicht werden So hielt ich mich nicht lange auf und suchte wieder einmal die Beschilderung des Radwegs. Am Main angekommen, wurde sie schnell gefunden und ich konnte wieder in die Pedale treten.

Das Wetter spielte mit. Mit einer Temperatur betrug um die 20°C und bot optimale Bedingungen für eine Radtour. Da sich der Main durch die Mainaue schlängelte, war der Radweg nicht direkt am Main entlang, sondern verlief gradlinig ein Stückchen vom Flüsschen entfernt. Aber immerhin war der Main in Sichtnähe und die Beschilderung vorhanden. Es ging weiter an den Ortschaften Altenplos, Altdrossenfeld, Langenstadt, sowie Lanzenreuth, Oberzettlitz und Unterzettlitz vorbei. Ich kam zügig voran und konnte bald den Zusammenfluss des roten und des weissen Mains bei Steinhausen, in der Nähe von Kulmbach, erreichen. Hier legte ich nach 63 km mit 418 erklommenen Höhenmetern nach 2:43 Stunden die erste kleine Pause ein. Ich rechnete nach, wie lange ich in etwa brauchen könnte bis ich die 200km vollbracht hätte. Längere Pausen waren bis auf die Mittagspause, nicht eingeplant.

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Große Zeit wollte ich hier nicht verschwenden und radelte weiter. Was fehlte war wieder mal die Beschilderung des Radweges. So ging es erstmal ein ganzes Stück den weißen Main entlang. Jedoch Fluss aufwärts in entgegengesetzter Richtung. Als ich mir immer unsicherer wurde, ob ich nicht hätte ein Stück zurück fahren müssen, fragte ich einen heimisch aussehenden Radfahrer der sich auszukennen schien. Er lachte und erzählte, dass die Beschilderung immer wieder geklaut, oder von Wandalen abgerissen würde. Nach kurzem Smalltalk folgte ich die von ihm genannte Route und fand schnell die Beschilderung wieder. Auf dem falschen Weg war ich ja dieses mal zum Glück nicht. Schnell merkte ich, dass die ständige Suche nach der Beschilderung auf die Nerven ging. 5Sterne Radweg… so nennen sie diesen Radweg, bis jetzt würde ich ihm vielleicht drei geben, mehr hat er in meinen Augen nicht verdient.

Bei strahlendem Sonnenschein und voller Freude führte der Weg weiter durch Mainleus, Maineck, Mainklein, sowie sämtliche weitere kleine Ortschaften. Immer weiter entlang, an dem immer breiter werdenden Flüsschen. Optimistisch das Tagesziel zu erreichen spulte ich die ersten 100km runter und legte am Marktplatz in Lichtenfels eine größere Mittagspause ein.

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Um die weitere Route, sowie ein mögliches Endziel einschätzen zu können, holte ich mein Smartphone wieder hervor. Bamberg war mir als grobe Richtung noch in Erinnerung. Also lud ich die Landkarte auf das Display. Aber hier wollte mir die Technik einen Streich spielen. Sie zeigte mir einen Standort an, mit dem ich ja nun gar nicht gerechnet hätte. Südlich von Ghana!

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Irgendwo musste ich mich verfahren haben! Es war nur ein Wunder, dass ich keine nassen Füße hatte. Lachend lud ich erneut die Karte und fand mich auf deutschem Boden wieder. So setzte ich meine Fahrt mit dem nächsten Ziel Bamberg fort.

Aber auch hier sollte ich mich täuschen lassen und musste einen weiteren Umweg in Kauf nehmen. In Hallstadt gabelte sich der ausgewiesene Radweg und ich nahm, mit dem Gedanken, dass der Main durch Bamberg fließt, die verkehrte Richtung auf. Kurz danach fand ich die Beschilderung des Main-Radwegs nicht mehr. Mit dem Gedanken, dass ich diesen in Bamberg wieder finden würde, hielt ich mich zunächst an die Innenstadt. Ich radelte wieder an das Mainufer und stellte fest, dass ich nicht mehr an dem Main, sondern an dem Main-Donau-Kanal war. Also, wieder einmal die falsche Richtung!

Ich schaute erneut auf mein Smartphone und stellte fest, dass der Main schon viel früher abbog, und ich in Hallstadt die falsche Richtung eingeschlagen hatte. Da mir die Abbiegung noch gut in Erinnerung war, musste ich wieder zurück nach Hallstadt.

Was war aber nur am Himmel los? Es zogen schnell immer mehr schwarze Wolken, von der Sonne war nicht mehr viel zu sehen. In der Ferne hörte man leises Donnern.

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Da ich mich über mich selber ärgerte übersah ich das nächste Schild. Nun verpasste ich die letzte Brücke. Wenn ich zur anderen Uferseite gefahren wäre, hätte ich nicht einmal nach Hallstadt zurück gemusst. Abgesehen von dem Umweg, wäre ich hier schon wieder auf dem richtigen Weg gewesen. Ich fuhr jedoch erst mal am Main entlang zurück in ein Industriegebiet. Dieses entpuppte sich als Sackgasse und es ging ebenfalls nicht weiter. War die Luft raus für heute? Reichte die Konzentration nicht mehr aus um auf dem richtigen Weg zu bleiben?

Also wieder zurück und immer weiter in Richtung Hallstadt. Der Himmel bedeckte sich mehr und mehr, die ersten Tropfen fielen vom Himmel. Da die Wolken von der entgegengesetzten Seite aufzogen, hatte ich hier noch die Hoffnung, dass ich dem Regen ein Stück weit davon radeln könne.

An der Kreuzung, wo ich falsch abgebogen war, nahm ich nun den richtigen Weg. Noch etwa 35km, dann war das Tagesziel erreicht!

Kurz darauf öffneten jedoch die Wolken ihre Schleusen und ließen scheinbar alles Wasser auf einmal ab. Um Unterschlupf zu suchen, sprintete ich unter eine Bahnbrücke. Hier hatte sich bereits ein weiterer Radler vor dem Unwetter gerettet. Es kam ein heftiges Gewitter auf, bei dem die Blitze in unmittelbarer Nähe um uns einschlugen. Ein starker Sturm zog dazu auf und peitschte den Regen unter die Brücke. Es wurde so dunkel, das man nicht meinen sollte, dass es eigentlich noch Tag war. Laut tosend prasselten der Regen und das Gewitter nieder.

Das Wasser sammelte sich immer mehr unter der Brücke, so, dass wir uns auf Steine stellen mussten, damit die ohnehin nassen Schuhe nicht noch voll Wasser laufen würden. Rund um uns herum zuckten die Blitze nieder und lautes Donnern lies einen zusammenzucken. Es dauerte nicht lange bis sich in den Ortschaften um uns herum die Feuerwehrsirenen einschalteten. Die ausrückenden Feuerwehren waren an den unzähligen Martinshörnern zu erkennen.

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Wir mussten über eine Stunde unter der Brücke verweilen, bis das Unwetter halbwegs nachlassen wollte. Trotz einer übergezogenen Jacke war ich durchgefroren und nass. Früher als erwartet und ohne mein Tagesziel von 200km erreicht zu haben, entschloss ich mich die Tour für diesen Tag zu beenden.

Um mir eine Unterkunft zu suchen, verabschiedete mich von meiner Bekanntschaft. Zurück in Hallstadt, war die Feuerwehr bereits im Großaufgebot unterwegs um vollgelaufene Keller auszupumpen. Da der nächste Regenguss kam, suchte ich Unterschlupf in einer Tankstelle. Hier traf ich auf einen Motorradfahrer der ebenfalls von Kopf bis Fuß nass war. Mit frischem Kaffee wärmte ich mich zumindest erst einmal innerlich ein wenig auf.

Nachdem der Regen wieder nachgelassen hatte, erkundigte ich mich nach einer Unterkunft. Ich sehnte mich nach einer heißen Dusche. Das Hotel lag nur wenige hundert Meter entfernt und war schnell gefunden. Die Besitzer waren ein älteres Pärchen, die ebenfalls damit beschäftigt waren, ihren Keller trocken zu legen. „Ich habe die Feuerwehr angerufen, aber die haben so viel zu tun, dass das kann noch 3 Stunden dauern kann…“ waren ihre Worte. Ich checkte ein, verstaute mein Fahrrad sicher in einer Autogarage und ging auf mein Zimmer. Um die Kälte aus meinen Körper zu bekommen, duschte ich heiß und ausdauernd.

Jetzt kam aber das größte Problem. Wie bekam ich meine ganzen Klamotten wieder trocken? Was im Rucksack war, war zwar noch trocken, aber Wechselschuhe hatte ich nicht. Die ich anhatte brauchte ich um etwas Essen zu gehen. Die Jacken, zumindest die Softshell mit langen Armen und die Hose brauchte ich am nächsten Tag. Die Heizkörper, die das Trocknen beschleunigen könnten, zeigten jedoch keine Funktion.

Die Schuhe waren zum Glück schnell getrocknet, zumindest so, dass man sie wieder anziehen konnte. Aber mit den restlichen Klamotten war ich zunächst über eine Stunde beschäftigt, sie mit dem Fön halbwegs vorzutrocknen

Da es im Hotel nichts zu Essen gab, machte ich mich zu Fuß auf dem Weg, um im Ort etwas Nahrhaftes zu finden. Da in der Ortschaft jedoch nichts passendes zu finden war, blieb mir nichts anderes übrig als in eine Stehpizzeria einzukehren. Da diese eine ausgezeichnete Pizza backten, war es nicht weiter schlimm.

Mit vollem Magen und müde ging ich zurück zum Hotel und fiel todmüde in mein Bett. Zumindest war die Unterkunft in Ordnung und das Bett gemütlich genug, um schnell einen tiefen festen Schlaf zu finden. Auch wenn dieses etwas teurer als geplant war.

167,37 km

6,56 Std

24,00 km/h / Durchschnitt

675 HM

5. Der einsame Kampf gegen den Wind

Um 6:00 Uhr klingelte an diesem Tag mein Wecker. Mein Motto heute? Pünktlich los fahren und das Defizit von etwa 35km zu dem eigentlichen Tagesziel aufholen! Der erste Blick aus dem Fenster versprach zwar keinen Sonnenschein, aber zumindest war es von oben her trocken.

Es gab ein nicht ganz so üppiges Frühstück wie am Vortag. Es war dennoch ausreichend und stärkte mich für die erste Etappe an diesem Tag. Der Muskelkater machte sich auch noch nicht breit. Aber wie ich es zuvor gewohnt war, beginnt dieser meist erst am dritten Tag zu zwicken.

Nachdem ich mein Bike aus der Garage holte, lies ich mich nicht lange aufhalten und machte mich auf den Weg. Um den Rückstand vom Vortag aufzuholen, setzte ich mir nochmals ein Tagesziel von mindestens 230km. Der Main-Radweg hat etwa 600km. Wie viele Kilometer es mit den Umwegen, die man unter anderem wegen der schlechten Beschilderung immer wieder in Kauf nehmen musste, tatsächlich waren, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

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Zunächst führte mich mein Weg wieder aus Hallstadt raus. Unter der Brücke durch, unter der ich mich gestern retten konnte, auf einem Feldweg bis zu der Brücke die mich über den Main führen sollte.

Das ich mich verfahren hatte, ärgerte mich immer noch. Hätte ich diesen Umweg nicht machen müssen, wäre ich den Wolken und dem Unwetter noch ein ganzes Stück voraus gewesen. Aber was sollte man Trübsal blasen. Ich hatte einen neuen Tag und ein neues Ziel vor Augen. Wo es mich am Abend hinziehen würde, war ja wie immer unbekannt.

Kurz nach dem Start, erreichte ich die Mündung Main / Main-Donau-Kanal. So konnte ich den Main / Donau-Kanal hinter mir lassen und aus meiner Erinnerung streichen.

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Dank der Beschilderung war es jetzt sicher, wie weit der Main noch fließen sollte, nämlich 384 km. Aber Main-Kilometer sind ja nicht gleich dem Radweg, also rechnete ich mit 400km. Umwege wegen dem bekannten Beschilderungsproblem waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht bedacht.

Dicke braune Schlammschichten, abgeknickte Äste und Geröll auf dem Radweg, machten das Ausmaß des Unwetters immer wieder sichtbar. Solange ich an dem bewaldeten bzw. bewachsenen Stück der ersten Etappe bis Eltmann fuhr, lies der Wind, der an diesem Morgen aufkam, noch nicht viel von sich spüren. Sobald ich jedoch auf eine freie Fläche kam, bot mir dieser die volle Frontseite. Ein stetiger Kampf gegen die Böen begann. Es war schwierig ein Tempo über 25-26km/h zu halten und es erforderte immer wieder einen starken Druck auf die Pedale.

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Eine ganze zeitlang verlief der Radweg parallel zur Bundesstrasse B26 von Bamberg Richtung Schweinfurt. Irgendwann sah ich in meinem Augenwinkel, dass irgendetwas auf der Straße lag was nicht in das Bild passte. Also bremste ich ab um nachzusehen.

Ich hatte richtig gesehen und eine riesige Kröte saß mittig auf einer Fahrspur. Da ich das Tier nicht seinem Schicksal überlassen wollte entschloss ich mich, dieses von der Straße zu retten. Zunächst kamen aber erst ein paar Autos. Ich dachte daran sie anzuhalten, damit sie das Tier nicht platt fuhren, aber sie waren schnell, dass es so oder so keinen Sinn mehr gemacht hätte. So dachte ich: „Mein Freund wenn du jetzt ein kleines Stück weiter springst, bist du mindestens doppelt so breit, wie du ohnehin schon bist.“

Die Kröte hatte Glück und die Autos erwischten sie nicht. Sie blieb aber auch ruhig sitzen und jeder Fahrer hielt die Spur. Da ich das riesige Vieh nicht in die Hand nehmen wollte, brach ich mir einen Zweig ab und versuchte die Kröte vom Asphalt zu jagen. Erst nach mehrmaligen anschieben, machte sie sich mit großen Sprüngen über den Grünstreifen und dem Radweg an den Waldrand. Gerettet!

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Ich machte mich wieder auf meine Reise und strampelte stetig gegen den Wind an. Zum Glück kamen nicht viele Höhenmeter dazu, welche in diesem Moment doppelt soviel Kraft gekostet hätte.

Kraftraubend trat ich fest in die Pedalen. Wollte der Wind, der kräftig Flussaufwärts wehte noch mal nachlassen? Mit meinem Ziel vor Augen wollte ich mich nicht klein kriegen lassen. Vorbei an kleinen Ortschaften ging es weiter bis ich in Sand am Main ankommen sollte. Hier führte der Weg an dem Sander Baggersee mit einem großen Campingplatz vorbei. Wieder einmal war die Beschilderung verloren und die falsche Richtung eingeschlagen. So endete die kleine Landstrasse an der B70 wo ein Schild “Radfahren Verboten“ eine Weiterfahrt untersagte.

Wieder zurück, vorbei an dem Campingplatz, in den Ortskern von Sand. Mitten in der Ortschaft war das gesuchte Schild wiederzufinden. Der Gegenwind und die Beschilderung reizten das Gemüht.

Wieder einmal führte der Main-Radweg im Zickzack-Kurs durch die Ortschaft um auf die Mainbrücke zu stoßen da der Weg auf der anderen Flussseite weiter gehen sollte. Die Fahrt sollte jedoch nicht direkt am Main weiter gehen, sondern führte zunächst in den Ortskern von Zeil am Main. Hier kamen wieder ein paar Höhenmeter hinzu. Lediglich der schöne Ortskern sollte eine kleine Belohnung für das mittlerweile angeschlagene Gemüht darstellen.

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Ein Stückchen weg vom Main führte der Weg hier erstmal auf eine Anhöhe. Am Ortsausgang von Zeil blieb ein altes Feuerwehrauto stehen, um den Straßenverkehr aufzuhalten. Ich dachte erst an irgendwelche Reinigungsarbeiten von dem Unwetter. Es kam aber eine kleine Truppe mit Fahnen und einer Stange auf dem ein Lautsprecher montiert war. Ich fragte einen von den Feuerwehrleuten was denn das für eine Truppe wäre. Er gab mir zu verstehen das es keine “Truppe“ sondern eine Pilgerwanderung wäre. Ununterbrochen krächzte eine Stimme aus den Lautsprecher mit dem gleichem Satzanfang: „Der Herr ist mit uns….“

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Auf der Anhöhe zeigten die schnell drehenden Windkrafträder die Stärke des Windes. So kämpfte ich mich weiter über den Berg in das nahegelegene Haßfurt. Dort angekommen schlängelte sich der Radweg wieder durch den Ortskern. Danach zurück an den Main und ich konnte meinen einsamen Kampf gegen den nicht enden wollenden Wind fortführen. So kam ich unter anderen an den Ortschaften Wülfingen, Forst und Schonungen vorbei. In Schweinfurt angekommen beschloss ich meine ausgelaugten Energiereserven bei einer vorgezogenen Pause aufzufüllen. Um diese Uhrzeit war jedoch nur eine Cafe, wo ich beim Betreten von der Belegschaft völligst ignoriert wurde, geöffnet. Das Cafe war zwar zu diesem Zeitpunkt gut besucht, aber scheinbar sollte ich mit meinem Fahrrad-Outfit nicht in das Bild der Gäste passen.

Ich machte mich in der Stadt weiter erfolglos auf die Suche. Am Marktplatz traf ich auf eine kleine Rad-Gruppe, die das Leid mit mir teilen wollten und ebenfalls keine Einkehrmöglichkeit gefunden hatten. In der Hoffnung an der Mainpromenade etwas Passendes zu finden, setzte ich meine Tour fort. Trotzdem sollte ich keinen Erfolg haben und stärkte mich mit einem Müsliriegel und einem Protein-Gel, damit ich weiter kräftig in die Pedale treten konnte.

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Schnell hatte ich Schweinfurt verlassen. Bergrheinfeld wurde passiert und der Main-Radweg führte ein Stück weg vom Main. Wieder musste ich sinnlose Umwege im Zickzack-Kurs in Kauf nehmen und das nur, weil der Weg nicht eine Bundesstrasse kreuzen sollte, sondern diese eine etwas entfernte Unterführung zu unterqueren sollte. Nun war ich in Garstadt.

Im Dorf kam ich an einem kleinen Weingut vorbei, die ein Hoffest am Start hatten. Also bremste ich ab, kehrte um, und betrat den großen Innenhof. Ich entdeckte einen großen Grill! Wenn das nicht mal ein Zufall war!

Schöne große Steaks und Bratwürste lagen auf dem Rost. Mit einer eisgekühlten Cola füllte ich mein Zuckerhaushalt, füllte meine 2 Getränkeflaschen und wartete geduldig, dass ein Steak fertig wurde. Immer mehr Radfahrer, die wohl das gleiche Pech mit ihrem Frühstück hatten, fanden sich ein und waren über diese Einkehrmöglichkeit erfreut.

So sollte es nicht lange dauern und der Grill war bis auf die letzte Wurst leer gegessen. Ein Kaffee mit einem schönem Stück Kuchen rundeten den Speiseplan ab. Zufrieden und mit neuen Reserven machte ich mich zurück auf den Main-Radweg. Weiter in meinem persönlichen Kampf gegen den Wind mit den Kilometern die noch vor mir lagen. Das Ziel, die verlorenen Kilometer vom Vortag wieder einzuholen, hatte ich schließlich noch vor Augen.

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Jetzt sollte mir das bewachsene Mainufer etwas Schutz vor dem Wind bieten. Es rollte und ich konnte eine ganz gute Durchschnittsgeschwindigkeit herraus holen. Erstmals konnte an diesem Tag über mehrere Kilometer auf eine Tourengeschwindigkeit um die 30 km/h kommen. Lange konnte ich das Tempo diesmal aber auch wieder nicht halten. Dieses Mal war eine große Familie Schuld, die hinter einer Kurve und mitten auf einer Kreuzung Halt machten. Nicht aber, wie man es sich eigentlich wünschen sollte am Wegesrand, sondern mitten auf dem Weg. Sie machten sich so breit, dass ein Durchkommen nicht mehr möglich war. Ich klingelte einmal kurz auf um mein Kommen anzukündigen. Erschrocken zuckte eine der Frauen zusammen und fing sofort an mich zu beschimpfen, wie ich die Leute so erschrecken könne es eine Frechheit wäre so penetrant zu klingeln. Ich habe einmal geklingelt!? Hallo? Stand ich mitten auf dem Weg und blockierte diesen? Hatte ich jetzt etwas falsch gemacht nur weil ich mich durch ein kurzes Klingeln ankündigte?

Nachdem ich meine Geschwindigkeit wieder gefunden hatte, kam ich schnell in die nächste Ortschaft namens Wipfeld. Hier sollte mal wieder das Mainufer gewechselt werden, jedoch nicht über eine Brücke, sondern mit einer kleinen Fähre.

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Nach und nach trafen auch hier zuvor überholte Radwanderer ein, um mit der Fähre die Uferseite zu wechseln. Schnell wurde ein Gespräch entwickelt. Nachdem ich befragt wurde wie weit ich denn müsste, erzählte ich das mein Ziel am nächsten Tag Mainz, also die Rheinmündung sein sollte. „So weit werden wir es wohl nicht schaffen…“ sagte eine Dame aus der Gruppe und fragte weiter wie schnell ich denn fahren würde.

Ich deutete als erstes auf die vollgepackten Radtaschen. Das ist der kleine große Unterschied, ich habe um die 5kg, Sie haben bestimmt 20-30kg. Welches sie auch bestätigten. Ich sagte: „Sehen sie, wenn ich dieses Gewicht mit mir schleppen würde, dann würde ich wohl auch nicht viel mehr Kilometer schaffen. Außerdem, die schöne Landschaft bekomm ich ja mit, aber die Sehenswürdigkeiten lasse ich gerne aus. Lachend packte ein Herr sich an den Bauch und sagte: „Die 5 kg hab ich unter meinem T-Shirt versteckt, dazu kommt das Gepäck!“

Wir unterhielten uns über die mangelnde Beschilderung des Radwegs und so waren die Minuten bis die Fähre angelegt und uns über den Main geschippert hatte, auch schnell überbrückt.

Die Uhr hatte gerade mal 9:30 Uhr geschlagen und der Tag war noch ziemlich jung. Aber für die paar Stunden auf dem Bike empfand ich ihn schon sehr erlebnisreich. Es blieb die Hoffnung, dass der Wind irgendwann im Laufe des Tages nachließe.

Schnell setzte ich mich von der Gruppe ab und der Weg führte über eine kleine Landstrasse wenige Kilometer von dem Main weg. Zunächst führte der Radweg durch die Mainschleife Volkach. Das Maintal wurde enger und führte zwischen hohe Weinberge hindurch. Der Main gabelte sich in seinen eigentlichen Flusslauf einem begradigten Stück für die Binnenschifffahrt, dem Mainkanal. Der Mainradweg führte hier weiter an dem natürlichen Flusslauf über Nordheim am Main und Sommerach.

Vor Sommerach sollte mich der Radweg wieder auf eine Geduldsprobe stellen. Er führte auf eine T-Kreuzung, oberhalb am Weinberg führte ein Feldweg weiter und unterhalb die Landstrasse. Das Schild des Main-Radwegs zeigte geradeaus in das Weinfeld. Wo sollte es denn nun weiter gehen? Oberhalb auf dem Feldweg oder auf der Landstrasse? Ich entschied mich für den Weinberg. Ein paar Kilometer weiter endete dieser zwar wieder, führte jedoch ebenfalls auf die Landstrasse. Hier wurde erst der enge Rad- und Fußweg sichtbar, der an der Landstrasse entlang führte.

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Kurz drauf überquerte ich die Dorfgrenze des schönen Ortes Sommerach. Die Umwehrung mit dicken Natursteinmauern deutete auf eine lange Geschichte des kleinen Weindorfs.

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Über eine Brücke ging es über den Mainkanal. Der Weg blieb auf der linken Seite des Mains und führte in dass, durch das Kloster bekannte, Schwarzach am Main. Die Geschichte des Klosters geht zurück bis ins Jahr 780 n.Chr. welches durch Fastrada, der dritten Frau von Karl des Großen, als Frauenkloster gegründet wurde. Nach dem verfall wurde das Kloster 1913 aus den Überresten neu aufgebaut.

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Immer weiter kämpfte ich gegen den Wind durch das Maintal. Kilometer für Kilometer führte mich der Main-Radweg näher an mein Ziel. Immer wieder ärgerte ich über die mangelnde oder schlechte Beschilderung. Der Himmel spielte mit, auch wenn es bewölkt war und ab und zu schwarze dicke Wolken vorüber zogen. Dennoch blieb es bis auf vereinzelte Regentropfen trocken. Manchmal zeigte sich der Himmel in seinem schönsten blau. Die Temperaturen waren bei 20°C wieder optimal für meine Tour.

Mainsondheim, Albertshofen, Kitzingen und weitere Ortschaften wurden hinter sich gelassen und Marktbreit, mit seinen schönen Fachwerkhäusern, durchfahren.

In Ochsenfurt angekommen, war die Beschilderung wieder einmal nicht eindeutig. Führte der Weg nun über die Brücke, oder den kurzen steilen Abgang runter ans Mainufer zurück? Ich folgte einer Gruppe die dabei waren, ihre Fahrräder den kleinen Berg hinabzuschieben. Wieder einmal eine Gruppe, die wohl nur an sich oder ihr Wohl bedacht waren. Nicht ganz schlüssig, ob sie nun rechts oder links abbiegen sollten, blieben sie mitten auf dem Weg stehen. Sie sammelten sich und versperrten den kompletten Pfad. Klingeln nutzte nichts und erst nach Rufen ließen sie aufhorchen und machten im letzten Moment eine kleine Gasse frei.

Da auf einer Seite der Weg endete und nur ein Restaurant ihr Tagesmenu auf einer Tafel anpries, auf der anderen Seite der Weg auf einem Volksfest endete, sollte dieser doch über die Brücke führen. Ich drehte um und strampelte den Pfad wieder hoch. Vor der neuen großen Fuß- und Radwegbrücke lockte eine Eisdiele. Da mittlerweile schon die Mittagszeit überschritten war, kaufte ich mir ein schönes großes Eis. Ich schob mein Bike auf die Brücke, lehnte es an das Geländer und legte kleine Pause ein. Zu dem ohnehin windigen Tag erfasste eine Windböe mein Rad und warf es, obwohl es sicher am Geländer lehnte, um. Mit prüfendem Blick hob ich es wieder auf. Zum Glück fiel es nicht auf den Kettenspanner oder auf den Bremsgriff. Ein technisches Aus an einem Feiertag, wäre eine Katastrophe.

Auf meinem Smartphone schaute ich auf die Karte. Ochsenfurt, in greifbarer Nähe Würzburg. So langsam kommt man in Gebiete, wo man sich, zumindest was die Entfernungen der Autobahnen angeht, wieder auskennt. Einschätzen wie weit ich an diesem Tage kommen sollte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Würzburg war ist die nächste größere Stadt. Dort gab es eine Jugendherberge, in der man günstig übernachten konnte. Aber wie viele Kilometer es bis dahin noch tatsächlich waren, wusste ich nicht. Die Beschilderung machte einen mit Entfernungsangaben auch nicht viel schlauer. Ich wusste nur, dass es gleich 15:15 Uhr war, noch relativ früh an diesem kraftraubenden Tag.

Der Mainradweg führte auf der rechten Mainseite weiter. Es rollte wieder relativ gut. Abgesehen von dem stetigen kraftaufwändigen Kampf gegen den Wind. Würzburg war dann doch schneller erreicht als erwartet, gegen 16:00 Uhr kam ich dort an. Der Himmel sah nicht mehr sehr vielversprechend aus, denn es zogen immer mehr schwarze Wolken auf. Sollte der Tag etwa wieder so enden wie der letzte?

Auch in Würzburg ging der Radweg vorerst durch die Altstadt. Hier hatte es aber wenigstens einen Sinn. Ansonsten kam man nicht auf die Brücke, denn man musste wieder einmal die Mainseite wechseln.

Gerade an der Brücke angekommen, öffneten wieder die Wolken ihre Schleusen. War das der zweite Tag der wegen eines Unwetters frühzeitig beendet werden sollte?

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Der Himmel schüttete 15 Minuten dicke Regentropfen aus bis der Spuk wieder vorbei war. Sogar die Sonne ließ sich immer wieder sehen. Nach der Zwangspause machte sich die Müdigkeit in mir breit. Der stetige Gegenwind zog einem mehr als erwartet, die Energie aus den Knochen. Aber es waren noch nicht die 200km geschafft.

Mit meinem Ziel, 200km mindestens zu schaffen, setzte ich meine Tour auf der gegenüberliegenden Seite fort. Auch jetzt fand ich schnell wieder mein Tempo und es lief noch mal besser als erwartet. Die Natur wollte mich im Anschluss vielleicht mit diesem schönen Regenbogen am Horizont belohnen!?

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Bereits eine Stunde später sollte ich mein eigentliches Tagesziel von 200 km, fast erreicht haben. Die Temperatur fiel um ein paar Grad, aber das sollte mich nicht bremsen und ich empfand die 15°C eher noch als angenehm. Meine Softschell- Jacke hielt meinen Oberkörper, die arbeitende Muskeln, meine Beine warm.

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Ab jetzt sagte ich mir, zählt jeder weitere Kilometer ins Plus. Noch einmal konnte ich mich an diesem Tag motivieren. Ein weiteres Mal sammelte ich meine Kräfte und gab meinem Körper mit einem Päckchen Gel die nötigen Kohlenhydrate. Immer weiter trat ich kräftig in die Pedale um näher an mein Ziel, der Mainmündung zu kommen. Die Landschaft zeigte sich wie seit dem Start von der schönsten Seite. Die anfangs breite Mainaue entwickelte sich immer mehr zu einem schmalen Flusstal. Nicht weit vom Main ging es steil aufwärts. Mal waren die steilen Hänge mit Weinplantagen bepflanzt, mal felsig oder bewaldet. In dem Tal neben dem breiten Fluss kam man sich winzig vor. Vorbei ging es an vielen kleinen Burgen, die trotz des Verfalls, immer noch imposant auf den Bergkämmen standen.

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Ich lud noch mal die Karte hoch um meinen Standort und ein mögliches Ziel zu prüfen. Ich entschied mich für Lohr am Main. Das sollte für den heutigen Tag mit dem kraftraubenden Wind genügen. Wie viele Kilometer ich bis dort hin zusammen bekommen würde, war noch nicht ganz klar. Aber, so dachte ich mir, hab ich mir ein letztes realistisches Tagesziel gesetzt. So konnte ich mit gutem Gewissen sagen, dass ich trotz dem kurzem Regenguss in Würzburg, vereinzelten kleinen nicht erwähnenswerten Schauern und den Umwegen mein Tagesziel geschafft hatte. Und mehr sogar noch! Die eigentlichen 200km Tagesetappe wurden übertroffen.

Kurz vor Lohr spürte ich, dass die Luft ganz und gar raus war. Der Main hatte mich heute geschafft! Der endlose Kampf gegen den Wind raubte mir die Kraft vollends aus den Beinen. Es sollte für heute genügen, mit 235km hatte ich weit aus mehr geschafft als erwartet.

Direkt am Mainweg wiesen Schilder auf eine Übernachtungsmöglichkeit hin. Ich bog ab und fuhr in einen kleinen Ort. Steinbach, wenige Kilometer vor Lohr, war an dem zweiten Tag der Tour das Etappenziel.

Das Hotel war auch hier schnell gefunden. Zwar auch wieder etwas teurer als geplant, aber ich freute mich über eine Unterkunft. Die dazugehörige Metzgerei versprach dazu noch ein leckeres Abendessen. Da ein Zimmer mit Etagendusche wesentlich günstiger war als ein Zimmer mit voller Ausstattung entschied, ich mich für das erstere. Es sollte auch nur für eine Nacht sein, um den nötigen und erholsamen Schlaf zu finden. Hinter der Scheune lag ein Innenhof mit einem großen Schiebetor versperrt. Dahinter stand mein Bike neben unzähligen weiteren Fahrrädern sicher.

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Nachdem ich meine Klamotten im Waschbecken ausgewaschen und auch hier wieder mit dem Fön vorgetrocknet hatte, begab ich mich ins hoteleigene Restaurant. Mit der Metzgerei hatte ich den richtigen Riecher und ein herzhaftes Menu stillte meinen Hunger.

Am Nachbarstisch saßen 2 Pärchen, die sich ebenfalls auf Radtour befanden. Wir kamen ins Gespräch und es entwickelte sich eine gemütliche und unterhaltsame Runde. Bei einem leckeren Keiler-Weizenbier lies ich den langen, anstrengenden Tag ausklingen. Hierbei machte ich meine Tageszusammenfassung. Über die erreichte Durchschnittsgeschwindigkeit war ich erstaunt. Selten kam ich auf meine Tourengeschwindigkeit zwischen 28 und 32 km/h und trotzdem erreichte ich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 24km/h.

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228,02 km

9,15 Std

24,60 km/h / Durchschnitt

450 HM

6. Endspurt

Heute wollte ich früh starten, da ich nicht wusste, wie viele Kilometer mich heute noch erwarten würden. Eins war aber sicher, mein Tagesziel sollte mein Endziel sein. Mainz, die Mündung des Mains in den Rhein sollte das Finale werden!

Ab 6:00 Uhr gab es Frühstück. Ich stellte meinen Wecker eine halbe Stunde früher und packte meinen Rucksack wieder zusammen. Ich lud die Karte auf mein Smartphone und versuchte anhand der zurückgelegten und der vor mir liegenden Strecke einzuschätzen, wie weit ich es noch haben würde. Schaffe ich das? Es sah noch verdammt weit aus. Entfernungen waren nur über direkte Landstrassen und Autobahnen zu ermitteln, nicht aber die Entfernung des Radwegs.

Nach einem herzhaften Frühstück füllte ich die Trinkflaschen und startete an dem kühlen Morgen mit langer Hose. Dieser entledigte ich mich jedoch schon nach wenigen Kilometern in Lohr. So kalt fühlte es sich an diesem Tag nicht an. Der Wind hatte ein wenig nachgelassen und ich machte mir Hoffnung, dass dieser neue Tag nicht ganz so kraftraubend werden würde. Der Himmel war zwar erneut bedeckt, jedoch war bereits die Nacht trocken geblieben.

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Getrieben von meinem Ziel gab ich Druck auf die Pedale, fand schnell mein Tempo und kam gut voran. Mit dem Main und dem Radweg schlängelte ich mich durchs bayrische Land. Schnell waren die nächsten Ortschaften erreicht. Immer wieder kam man an den altertümlichen Burgen und Schlösser, mal in einem bewohnbaren Zustand, mal halb verfallen, vorbei. Die meisten stehen Stolz und Nahe an steilen Abhängen. Welch eine Leistung die Erbauer doch einst gebracht haben.

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DSC01164Immer wieder schaute ich auf die Beschilderung, wie weit die nächste große Ortschaft entfernt war. Ich trat weiter in die Pedale und kam meinem Gefühl nach sehr gut voran. Rothenfels und Marktheidenfeld wurden schnell hinter mit gelassen. Weiter schlängelte ich mich mit dem Main. Wertheim war schnell erreicht und durchfahren.

In Mondfeld musste die Mainseite wieder gewechselt werden. Hier brachte mich wieder eine kleine Fähre an das andere Flussufer. Eine kleine willkommene Abwechslung mit kurzer Verschnaufpause und ein schöner Blick auf eine alte Burgruine.

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Mit der Flussseite wechselte auch der Ortsnamen, Stadtprozelten. Ohne mich lange aufzuhalten setzte ich meine Fahrt rechts vom Main fort. Ich suchte immer wieder nach einem Kilometer-Hinweis wie weit der Main noch bis zur Mündung fliesen würde. Vom Radweg aus konnte man die Schilder jedoch nicht einsehen und so blieb die Frage für lange Zeit offen. In Freudenberg sollte die Flussseite erneut über eine Brücke wechseln.

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Zügig ging es voran und bereits gegen 10:30 Uhr erreichte ich Miltenberg. Trotz allem konnte ich kaum glauben, dass ich mein Ziel heute schon erreichen könnte. Auf der Karte lag Frankfurt noch in weiter Ferne. Von Frankfurt waren es noch mal 35km bis nach Mainz, die Strecke war mir bekannt. Weit schlängelte sich der Main noch auf der Karte und Aschaffenburg schien nicht in kurzer Zeit erreicht zu werden.

Dennoch lies ich mich nicht entmutigen und die lockere Bewölkung und die sich immer wieder zeigende Sonne stimmten mich gut. Ich setzte mir zunächst Aschaffenburg als Etappenziel. Seit Würzburg führte auch der Radweg nicht mehr weg vom Main, um kleine Ortschaften zu durchkreuzen. Es gab keine Umwege um an Sehenswürdigkeiten vorbeizukommen. Man konnte der Beschilderung besser folgen und Umwege mussten bis hier nicht in Kauf genommen werden. Es war eine Erleichterung und nicht so nervenaufreibend, wie die vergangenen 2 Tage.

An Pause wollte ich noch nicht denken. Immer weiter wurde der nötige Druck aufs Pedal gepresst, um immer weiter an das Ziel zu kommen. Kilometer für Kilometer mit dem Gedanken, dass der Main an diesem Tag bezwungen werde rollte ich immer weiter flussabwärts.

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Mit jedem weiteren Kilometer, den mein Tacho anzeigte, konnte ich mich weiter motivieren. Es gab mir mental die Kraft und schenkte mir Glauben an das Ziel. Die Geschwindigkeit konnte wegen des ausbleibenden Gegenwinds immer wieder erreicht und gehalten werden. Immer weiter und weiter kurbelte ich das Tretlager, so dass ich um 13:30 Uhr in Aschaffenburg ankam. Eigentlich längst fällig für eine Pause, doch wollte ich hier noch keine Zeit vergeuden. Am Fluss gab es keine schnelle Einkehrmöglichkeit und der Hunger hielt sich auch noch in Grenzen.

Seligenstadt lag in greifbarer Nähe, fast heimisches Gefilde.

Vorbei ging es an Stockstadt. Die Flussseite wechselte bis Karlstein. Zurück auf die linke Mainseite weiter bis Seligenstadt.

Die Uhr zeigte 14:30Uhr und so war es langsam Zeit, etwas in den Magen zu bekommen. Seligenstadt, fast heimisches Gefilde, lud mich mit seinen Möglichkeiten an die schnelle Mahlzeit zu kommen förmlich ein. Ich radelte in die naheliegende Innenstadt und füllte mich mit ein paar Kalorien in Form von 2 Bratwürsten. Nachdem meine Trinkflaschen die letzte Füllung bekommen hatten, machte ich mich zurück an den Main.

Klein Krotzenburg und Hainburg, immer kürzer kamen mir die Entfernungen vor. Mit jeder durchfahrenen Ortschaft stieg die Motivation.

Hanau! Jetzt kannte ich den Weg nur zu gut. Aber jetzt kam auch das fraglichste Stück der Strecke, Mühlheim! 3 Kilometer und ich wäre zu Hause. Sollte ich die letzten Kilometer auslassen? Ich könnte in einer halben Stunde auf dem Sofa liegen, von den letzten 3 Tagen ausruhen und die Glieder ausstrecken und entspannen…

Aber nein, das wäre nicht ich selbst! Das Ziel wurde in Mainz gesteckt. Ich würde mich selbst noch Monate ärgern, wenn ich jetzt abbrechen würde. Und nur noch ungefähr 50km. Das ist jetzt auch noch zu schaffen!

Offenbach war ebenfalls schnell erreicht, auch wenn der Main noch einmal einen großen Bogen bei Rumpenheim machte. Nur was war jetzt auf einmal mit dem Himmel los? Es zogen mal wieder dicke, schwarze Wolken auf und ein Schauer ging nieder. Jetzt war mir das egal. Mein letzter Tag! In Mainz werde ich abgeholt und könnte vor der Rückfahrt im Auto meine Klamotten wechseln. Ich ignorierte also das kühle Nass vom Himmel und setzte meine Fahrt fort.

Das Wetter meinte es aber auch heute noch mal gut mit mir und kurz vor Frankfurt lies sich sogar die Sonne blicken. Am Eisernen Steg legte ich nochmals eine kurze Pause ein. Hier liegt das Döner-Schiff mit leckerer türkischer Limonade, die die Betreiber nach eigener Aussage nach “Oma´s Rezept“ herstellen. Nach 2 Bechern der köstlichen Flüssigkeit, kam der Endspurt. Höchst war als Etappe zu erreichen und danach war es nicht mehr all zu weit…

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Der Himmel lockerte immer weiter auf und der Weg und meine Klamotten trockneten schnell wieder ab. Nur noch große Wasserpfützen erinnerten an dem kurzen Schauer. Meine Klamotten und mein Gesicht behielten jedoch braune Spritzer, die mich aber nicht weiter stören wollten. Heute werden die Radklamotten wieder mit einer Waschmaschine gereinigt. Ein kurzes durchwaschen am Waschbecken eines Hotels bleibt mir erspart, denn ich bin kurz vor meinem Ziel.

Jetzt zog sich der Weg jedoch nochmals in die Länge. Die Euphorie seit Hanau verschlang noch mal all meine Kraft. Der Industriepark Höchst musste umfahren werden. Dazu kam zwischen Höchst und Mainz trotz strahlend blauem Himmel, nochmal ein kräftiger Gegenwind auf. Langsam machten sich die zurückgelegten Kilometer bemerkbar.

Vorbei ging es an Kelsterbach. Auf der anderen Mainseite die neue Start- und Landebahn des Frankfurter Flughafens, auf der steil die startenden Flugzeuge in den Himmel stiegen. Vorbei an Flörsheim, Falkenberg und Hochheim am Main. Nur noch wenige Kilometer trennten mich zum Ziel.

Jetzt war ich am Mainuferweg in Höhe Gustavsburg angekommen. Der letzte Kilometer! Über die Lesselallee zur Maaraue, vorbei am Freibad und den Sportanlagen…

Die Uhr schlug 17:15Uhr, ich habe die Mündung, bei strahlendem Sonnenschein, wie geplant nach drei Tagen und insgesamt 631,12 km Main-Radweg erreicht!

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235,73 km

9,36 Std

24,00 km/h / Durchschnitt

356 HM

Tag    km Zeit                    Durchschn.-km/h Höhenmeter Durchschn.-Steig max. Steig.

1.        15,58 km               1,00 Std 15,04 km/h 239,00 HM 3,00% 12,00%

2.        167,37 km                                                                                                       6,57 Std 24,00 km/h 675,00 HM 3,00% 12,00%

3.         228,02 km 9,15 Std 24,60 km/h 450,00 HM 2,00% 8,00%

4.        235,73 km 9,63 Std 24,00 km/h 356,00 HM 1,00% 11,00%

646,70 km 26,35 Std 1.720,00 HM

Ohne Anreisetag:

631,12 km 25,35 Std 1.481,00 HM

7. Rückblick

Nun sind seit der Ankunft an der Mainmündung fast vier Wochen vergangen.

Mit dem Wetter hatte ich riesiges Glück, denn ab dem nächsten Tag sollte Dauerregen für die restliche Woche einsetzen. Dazu kam ein erneutes Jahrhunderthochwasser, wo zwar der Main nicht direkt betroffen war, aber ebenfalls durch den Dauerregen über das Ufer trat. Eine Radtour entlang des Mains wäre somit nicht mehr möglich gewesen.

Trotz der Strapazen mit dem Gegenwind, sowie den Umwegen, sehe ich erfreut auf die Tour zurück. Dieses Glücksgefühl, welches sich in einem breit, macht wenn man an seinem Ziel angekommen ist, ist unbeschreiblich. Erschöpft, aber glücklich, schaut man auf sein Ziel und es war, als wenn einem ein ganz dicker Stein vom Herzen gefallen wäre.

Der Main-Radweg wird durch verschiedenste Organisationen als 5 Sterne-Radweg angepriesen. Wenn man den Weg mit einer gemütlichen Reisegeschwindigkeit abfährt, die unzähligen Sehenswürdigkeiten anschaut, und die Natur dazu genießen will, dann hat er bestimmt einen Stern mehr als durch meine Bewertung verdient.

Wenn man jedoch zügig voran kommen mag, dann ist die Beschilderung nicht die allerbeste. Oft muss man Suchen, oder sogar Rätseln, wo es denn als nächstes lang geht. Keine Frage, es gibt immer wieder die Idioten, die die Schilder abschrauben, um sie als “Erinnerung“ mitzunehmen, oder Wandalen, die nichts besseres zu tun haben als Schilder abzureißen, verdrehen oder mit Farbe zu beschmieren. Dennoch erwarte ich als Radfahrer, dass ein Radweg der auf höchstem Niveau angepriesen wird, instand gehalten und gelegentlich abgefahren wird um zu prüfen, ob noch alles passt.

Zwischendurch war ich echt sauer, denn die Beschilderung kostete Nerven. Einige sinnlose Kilometer Umweg mussten in Kauf genommen werden. Dennoch ist mit Erreichen des Ziels einiges Verziehen.

Ich schaue auf drei erlebnisreiche Tage zurück! Wie im Bericht beschrieben, wurden wieder einige nette Menschen kennengelernt. Die wenigen rücksichtslosen Leute… sind schnell vergessen und man ärgert sich nur in dem kurzen Moment, wo man sie antrifft.

Das erreichte Ziel macht mich heute noch Stolz. 631 km in drei Tagen, manchmal wollte ich selbst nicht daran glauben. Der zweite Tag mit dem stetigen Kampf gegen den Wind ließ mich fast an meinem Vorhaben zweifeln. Trotzdem hat er mich nicht klein bekommen, den Kampf hab ich für mich gewonnen!

Der gewünschte Trainingseffekt für die “Deutsche MTB-Meisterschaft der Justiz“ war, trotz eines schlechteren Ergebnisses als ich mir erhofft hatte, zu spüren.

Meine persönliche Bewertung für den Main-Radweg… leider nicht mehr als drei Sterne.

Der September rückt langsam näher. Zwei Optionen habe ich für eine neue Tour im Hinterkopf. Für welche ich mich entscheide? Das machen wir wie immer kurzfristig…

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