Sightseeing und Höhenmeter
21.5.2014
Drei Tage Fortbildung in Wiesbaden waren angesagt. Trotz meiner Teilnahme am Vulkan-Bike-Marathon des TGV Schotten einen Tag zuvor, entschloss ich mich mein Bike mitzunehmen. Gleich einen Tag des anstrengenden Rennens wollte ich locker ein paar Höhenmeter bewältigen.
Rund um Wiesbaden bieten nun mal die Wälder schöne Single-Trails. Zwar sind nicht alle legal entstanden, aber das sollte mich ja nicht stören.
1. Tag
Ein Kollege gab mir den Tipp, ich sollte vom Seminar aus in Richtung Forsthaus, über die Hauptstraße (Lahnstraße) den Waldweg ganz nach oben fahren, dann würde ich eine steinige und steile Abfahrt finden. Also raffte ich mich zunächst lustlos auf und trat mich Tritt für Tritt die Steigung nach oben. Ein wenig kannte ich mich in der Ecke aus. Höhenmeter für Höhenmeter strampelte ich mich immer höher und auch immer tiefer in den Wald hinein. An Kreuzungen entschied ich mich immer für die Wege, die höher in Richtung Bergkamm verliefen.
Irgendwann war ich fast oben am Fernsehturm angekommen, nur von dem versprochenen Trail war nichts zu sehen. Da ich einen Radfahrer auf einen gut ausgestatteten Fully überholte, fragte ich ihn, ob er wisse wo es denn diesen Trail gab, von dem ich hörte.
Er konnte mir auch keine wirklich gute Antwort geben. Er wusste zwar, dass es seit kurzem ein Trail gab, aber wo genau? Das konnte er mir natürlich nicht sagen. Er konnte mir nur mitteilen, dass dieser Berg, der sich zwischen Wiesbaden, Schlangenbad und Taunusstein befindet, “Hohe Wurzel“ heißt.
Da ich wieder an der Hauptstraße, die ich kurz nach dem Start überquert hatte, musste ich wohl wieder zurück und weiter suchen. Ich rollte die ersten Kilometer wieder auf dem gleichem Weg zurück, aber einen Eingang konnte ich zunächst nicht finden.
Nach einigen Kilometern fand ich einen kleinen Wanderpfad. Vom Waldweg, sah er zunächst unscheinbar aus. Konnte mir aber vorstellen, dass es der besagte Trail sein müsste, da einige Reifenspuren zu sehen waren.
Ich für den Trail wieder hoch. Kam an dem Waldweg raus wo ich den Mountainbiker getroffen hatte. Der Trail war ursprünglich ein Forstweg, wo die Waldarbeiter die Bäume aus dem Bestand gefahren hatten. Deshalb konnte ich es wohl auch nicht als Single-Trail erkennen.
Nun ging es rasant abwärts. Dicke Steine, Wasserrinnen und Wurzeln machten den teils steilen Abstieg zu einer heiklen Abfahrt. Der Spaßfaktor war natürlich riesig, auch wenn die Bremsen dabei heiß liefen.
Ich wunderte mich, dass ich nach dem Rennen ein Tag zuvor doch so fit war. Schließlich hatte ich nach dieser Tour etwa 9 km mit rund 806 Höhenmeter (GPS), und 3 km Spaß an der Abfahrt.
2. Tag
Nach einer Besichtigung von 2 Institutionen in Darmstadt, konnten wir wegen dem frühen Start am Morgen den Fortbildungstag früher als erwartet beenden. Ich wechselte sofort mein Outfit, trank noch ein Kaffee und begab mich zu mein Auto um den Drahtesel startklar zu machen.
Aber was war das?
Mein vorderes Rad war platt! Als ich gestern die Tour beendet hatte, hatte ich noch vollen Luftdruck. Zumindest noch so viel, dass man nichts von einem nervigem Loch im Schlauch bemerken konnte.
Also wechselte ich schnell den Schlauch, denn ich hatte mir für heute ein neues Ziel gesetzt. Der Neroberg auf der anderen Seite von Wiesbaden.
Komischerweise befand sich das Loch auf der Seite vom Schlauch, die auf dem Felgenband sitzt. Ich prüfte die Felge. Da die Ursache weder an der Felge noch am Felgenband zu finden war, checkte ich noch mal den Reifen auf Fremdkörper. Aber da fand ich auch nichts. Mit der Vermutung das die Mittagshitze im Auto den Schlauch zum Platzen brachte, machte ich mich auf den Weg. Auf einem zugewachsenen Pfad kämpfte ich mich zunächst durch das Gestrüpp. Darauf folgte ein Single-Trail in Richtung Klarenthal. Hier konnte ich bereits das erste Mal rollen lassen und sprang über die Eine oder Andere Wurzel. Der Spaßfaktor war schon mal da.
Es dauerte nicht lange, und ich kam durch Wiesbaden, vorbei an der Spielbank. Der Taunusstraße folgend in das Nerotal. Nach knapp 10km kam ich an der Nerobergbahn an.
Die Nerobergbahn ist eine im Jahr 1888 errichtete Zahnstangenstandseilbahn die mittels Wasserlast betrieben wird. Sie führt vom besagten Nerotal auf den Neroberg. Hierbei überwindet sie auf einer Länge von 438 Meter und 19 % Steigung einen Höhenunterschied von 83 Meter.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Nerobergbahn
Da seit der Restauration keine Fahrräder mehr befördert werden, bot mir der Fahrkartenverkäufer einen sicheren Stellplatz in der Werkstatt an. Ich lehnte dankend ab, und entschied mich für den schmalen und steilen Trampelpfad, der sich entlang der Schienen steil auf den Neroberg schlängelte.
Bereits bei der Erzwingung des schmalen Steigs, freute ich mich auf die Abfahrt.
Vom dem Neroberg rollte ich zunächst in Richtung Opelbad und der Russischen Orthodoxen Kirche, welche von fünf feuervergoldeten Kuppeln gekrönt wird.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-Orthodoxe_Kirche_(Wiesbaden)
Da es aber recht unspektakulär weiter geführt hätte, drehte ich wieder um und strampelte mich wieder zurück auf den Neroberg. Dort entdeckte ich den Walderlebnispfad. Die längste Runde sollte etwa 3,3km haben. Teils Waldwege, teils Wanderpfade führten mich mal auf- und mal abwärts.
Gerade als es etwas zügiger abwärts ging und ich über Wurzeln und Steine springend immer schneller wurde, kam das:
Die Waldarbeiter hatten ganze Arbeit geleistet. Naja, ganz war übertrieben, denn es lagen zahlreiche Baumstämme quer über den Wanderweg. Ich musste scharf bremsen das ich noch kurz vor dem dicken Baumstamm zum Stehen kam.
Der Rundweg endete natürlich wieder auf dem Neroberg. Am alten Kriegerdenkmal stellte ich mich an die Mauer, um den Ausblick eine Zeit lang zu genießen. Weit über Wiesbaden hinaus, konnte man den Blick schweifen lassen.
Also folgte ich dem Blick des Löwen, vorbei an dem Monopteros auf den schmalen Trampelpfad der mich zurück zur Talstation der Bergbahn führte.
Unten am Viadukt angekommen, überlegte ich welche Richtung ich den nun einschlagen könnte. Da entdeckte ich das Hinweisschild der Leichtweißhöhle.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Leichtwei%C3%9Fh%C3%B6hle
Leider hatte diese jedoch geschlossen und ich nicht in den Hohlraum unter der dicken Schieferplatte schauen. Ich blickte auf die Karte meiner App, und suchte nach der groben Richtung die ich zurück ins Seminar einschlagen musste.
Die ganze Zeit spielte ich schon mit dem Gedanken, nochmals hoch zum Fernsehturm zu radeln. Zu sehr reizte es mich nochmals den gefunden Trail herunter zu donnern.
Zunächst hielt ich mich an die Aarstraße, die nach Taunusstein führt. Entlang der vielbefahren Bundesstraße führte ein Trail. So konnte ich in Ruhe Wiesbaden hinter mir lassen. Nach einem weiteren Blick auf die Karte, wechselte ich die Straßenseite und fuhr über einen weiteren Trail bis auf die Fasaneriestraße. Nach dem Tierpark bog ich wieder auf einen Waldweg der über mehrere Kilometer geradeausführte.
Die sanfte Steigung zog mit jedem Meter an, bis ich über mehrere Kilometer eine Steigung mit rund 15% bewältigen musste.
Trotz de Steigung fühlte ich mich gut. Im kleinem Gang suchte ich mir ein angenehmes Tempo und freute mich schon im geheimen auf den Trail.
Immer weiter zog der Waldweg in die Höhe. Ein Reh schreckte im Unterholz auf und kreuzte mit hohen Sprüngen meinen Weg. Ich überlegte wann ich einen so großen Rehbock das letzte Mal gesehen hatte und trat immer weiter in die Pedale. Nur das Singen der Vögel und das Knirschen der Stollen auf dem feinen Splitt unterbrachen die Ruhe in der Tiefe des Walds.
Das angenehme Gefühl der Freiheit machte sich in mir breit. Seit langem konnte ich meine Träume schweifen lassen und freute mich umso mehr auf meine Alpentour.
Nach dem steilen Anstieg kam ich an die Kreuzung wo ich ein Tag zuvor auf diesem Weg gestoßen war. Jetzt wurde es etwas flacher. Als ich auf der Kuppe ankam, entschloss ich mich kurzerhand bis zum Fernsehturm zu fahren.
Hier stellte ich fest, dass der Singletrail eigentlich ein Wanderweg ist. Der Wanderweg wird als Blaupunkt-Weg bezeichnet. Wie ich es vom Fernsehturm aus einschätzen konnte, führt er weiter bis nach Seitzenbach. Werde aber sicherlich die nächste Fortbildung nutzen, um den genauen Verlauf heraus zu finden.
So blickte ich Richtung Taunusstein, kehrte um und freute mich noch mehr auf die kommende Abfahrt.
Da ich die Abfahrt nun kannte, konnte ich noch schneller den schmalen Pfad herunter brausen. Immer den Blick weit voraus damit ich den größeren Steinen ausweichen konnte, lies ich die Bremsen immer wieder mal lockerer… Nur wenige Minuten… und vorbei war der Spaß! Aber dafür hat sich der Anstieg wieder einmal gelohnt. Zufrieden rollte ich, am Forsthaus vorbei, zum Seminar.
Eine kleine Sightseeing-Tour mit einigen Höhenmetern und zur Belohnung eine rasante Abfahrt ging zu Ende. Zufrieden mit dem Tag und mir selbst köpfte ich mir zur Belohnung eine große Pulle Bier. Bei herrlicher Aussicht lies ich den Abend gemütlich mit den Kollegen ausklingen…
Mit freundlicher Unterstützung durch: